Über Colombo liegt schwarzer Rauch

■ 67 Menschen in Sri Lanka massakriert. Die Mörder sind vermutlich Tamilen

Colombo (taz) –Vierundzwanzig Stunden nach dem Angriff auf die beiden Öltanklager in Sri Lankas Hauptstadt Colombo haben vermutlich tamilische Guerillas drei Dörfer im Osten der Insel angegriffen und 67 Menschen, darunter Frauen und Kinder, massakriert. Es handelte sich um Wohnorte singalesischer Bauern, die keinen militärischen Schutz genossen. Die Angreifer sollen neben Schußwaffen Hacken und Äxte eingesetzt haben.

Zur Vermeidung antitamilischer Ausschreitungen erließ die Regierung darauf am Samstag ein Ausgehverbot für Colombo. Dennoch kam es an mehreren Orten zu Protesten, einige Geschäfte und Häuser wurden zerstört. Zwei junge Tamilen wurden von der Menschenmenge erschlagen.

Von den rund zwanzig Männern, die in der Nacht auf den Freitag die Anlagen angriffen, konnten fünf verhaftet werden. Laut der Polizei kletterten zwei Gruppen um 1.30 Uhr über die Mauern des einzigen Brennstofflagers des Landes. Dabei wurden sie von Wachpersonal der Erdölgesellschaft entdeckt, konnten aber bis zum Eintreffen der Polizei mit Granatwerfern mehrere Tanks in Brand setzen. Nachdem sich die Angreifer zwei Stunden versteckt hatten, lief einer von ihnen auf die Patrouillen am Werkstor zu und sprengte sich in die Luft. Die anderen flohen. Augenzeugen berichteten, alle Attentäter hätten „Selbstmordjacken“ getragen, in die Sprengstoff, eine Batterie und ein Zündmechanismus eingenäht waren. In der konfusen Lage starben mehrere Ordnungshüter durch Kugeln ihrer Kollegen.

Sri Lankas Oppositionsführer Ranil Wickremasinghe erklärte, der tamilischen Guerilla LTTE sei mit dem Anschlag ein Befreiungsschlag gelungen. Er verglich die Rauchsäulen über Colombo mit den Bombenangriffen der Japaner im Jahr 1942 und unterstellte der Regierung, ihre militärische Kampagne im Norden in einem Vakuum führen zu wollen. Ein Krieg bedeute, daß das ganze Land davon betroffen sei, von der wirtschaftlichen Infrastruktur bis zu den Vertretern des Staatsgewalt. Harsche Kritik übte Wickremasinghe an Präsidentin Chandrika Kumaratunge, die zwei Stunden nach Brandausbruch zur UN-Generalversammlung nach New York gereist war. Aus dem Flugzeug habe sie „wie Nero das Feuer über der Stadt“ gesehen. Bernhard Imhasly