■ Mit der ehemaligen AEG auf du und du
: Siemens bleibt übrig

Berlin (taz) — Mit der AEG geht es zu Ende. Die beiden Unternehmenssparten Energietechnik und Automatisierungstechnik werden verkauft. Vom 1994er Zehn-Milliarden-Umsatz bleibt dann noch die Hälfte, der Rest des ehemaligen Konzerns wird anderen Daimler- Benz-Bereichen zugeschlagen. Wer die beiden AEG-Teile erwirbt, ist noch unklar: Der Spiegel gibt den britisch-französischen Konzern GEC-Alsthom an, die Welt am Sonntag die französische Schneider SA.

Von 1898 bis nach dem ersten Weltkrieg war die AEG das größte deutsche Elektrounternehmen noch vor Siemens, jetzt ist der Ausgang des 1883 begonnenen Wettkampfes zwischen Siemens und AEG besiegelt. Schwer begeistert vom sauberen künstlichen Licht hatte Emil Rathenau die „Deutsche Edison Gesellschaft“ gegründet — mit finanzieller Hilfe der seit 1847 etablierten Siemens und Halske. Rathenaus Firma wuchs schnell zum Konkurrenten heran: Sie baute und betrieb Kraftwerke für die damals noch neuen Glühlampen Edisons und weitete die Anwendung des elektrischen Stroms sehr erfolgreich in andere Bereiche wie elektrische Straßenbahnen aus. Ab 1887 nannte Rathenau seinen Konzern „Allgemeine Elektricitäts Gesellschaft“. Sein Sohn Walter war im ersten Weltkrieg der Organisator der Reichs-Rohstoffbewirtschaftung, einer der maßgeblichen Männer für die Kriegsmaschinerie des Kaiserreichs.

Ins Trudeln kam die AEG allerdings mit der Wirtschaftskrise der zwanziger und dreißiger Jahre. Während die Einzelunternehmen der Siemens- Gruppe geschickt verborgene Reserven in den Bilanzen bildeten, gelang dies der AEG aufgrund ihrer Struktur als Aktiengesellschaft und einer anderen Management-Taktik praktisch kaum. Am Beginn des zweiten Weltkriegs war die AEG von Schulden belastet, während Siemens prächtig dastand.

Das taktische Geschick der alten Rathenaus fehlte den neuen Konzernbossen gänzlich, als sie in den Sechzigern auf teure Elektrogeräte setzten, obwohl die billige japanische Konkurrenz längst den Markt aufrollte. Die Euphorie für Atomkraftwerke gab der angeschlagenen AEG den Rest. So kostete der Reaktor Würgassen Milliarden, weil sich die AEG mangelhaft gegen Kostensteigerungen durch Pannen beim Bau und Fehler im Konzept abgesichert hatte. Als sich die Bundesregierung weigerte zu helfen, fiel die AEG zuerst an die Banken, Ende 1985 an Daimler- Benz. Nach zehn Jahren unter dem Stern wird der Name AEG nun ganz verschwinden. rem