■ Dasa: Tausende entlassen, ganze Werke geschlossen
: Hausaufgaben

Nun ist es endlich raus: Die Daimler-Tochter Dasa entläßt weitere 8.800 Mitarbeiter. Drei Werke werden verkauft, zwei wohl ganz geschlossen. „Mit den neuen Sparmaßnahmen haben wir unsere Hausaufgaben gemacht“, meinte Daimler-Chef Jürgen Schrempp gestern. Diese Worthülse trifft wohl den Kern der Geschichte: Anstatt ihr Versagen einzugestehen, haben die Dasa-Bosse erfolgreich den Spieß umgedreht und Regierung und Betriebsrat erpreßt.

Milliarden flossen seit der Verschmelzung von Daimler und MBB 1989 an Subventionen in die Luft- und Raumfahrtindustrie, Milliarden wurden für Forschungsaufträge des Verteidigungsministeriums auf die Konten der Dasa gepumpt – doch anscheinend ist alles nutzlos versickert. Die Belegschaft schrumpfte schon in den letzten drei Jahren um 20.000 Menschen, Alternativen für die Rüstungsarbeitsplätze sind nicht in Sicht und wurden auch nicht ernsthaft gesucht. Keiner der Manager mußte gehen, statt dessen nutzten sie den niedrigen Dollarkurs als Entschuldigung und gingen in die Offensive. Sie trommelten die neun Ministerpräsidenten der Dasa-Standorte und die Bonner Regierung zusammen. Die Runde „neun plus eins“ segnete nicht nur die Entlassungen ab, sie drückte auch eine Beschleunigung der deutschen Rüstungsvorhaben durch: vom Eurofighter über Transportflugzeuge für die kommende internationale Eingreiftruppe Bundeswehr bis hin zu Spionagesatelliten für die Großmacht Deutschland – alles schnell angeschoben, alles finanziert, weil es so gut ist für die Dasa und damit für die deutsche Wirtschaft.

Die politischen Auswirkungen dieser Beschlüsse sind kaum diskutiert, doch den Ministerpräsidenten ist anscheinend alles egal, wenn nur ein paar Arbeitsplätze winken. Vielleicht hat die Dasa den Politikern auch nur einen Vorwand für die Rüstungsprojekte geliefert. Für die Belegschaft ist das egal, Tausende von ihnen müssen so oder so gehen. Die bewilligten Rüstungsmilliarden werden trotzdem fließen und an anderen Ecken, wo man sie sinnvoller einsetzen könnte, fehlen. Da wundert es kaum noch jemanden, daß nicht etwa bei der defizitären Rüstung und Raumfahrt Arbeitsplätze eingespart werden, sondern bei den im letzten Jahr profitablen Airbus- und Triebwerkstöchtern der Dasa. Sehr schön hingefingert, meine Herren. Reiner Metzger