8.800 Flugzeugbauer auf dem Schleudersitz

■ Die Daimler-Tochter Dasa saniert hart und will spätestens in zwei Jahren wieder schwarze Zahlen schreiben. Fünf Werken droht entweder Verkauf oder Schließung

Berlin (taz/rtr/dpa) – Der Vorstand der Daimler-Benz Aerospace (Dasa) hat gestern in München die Ergebnisse des Sanierungskonzepts „Dolores“ vorgestellt. 8.800 MitarbeiterInnen werden in den nächsten drei Jahren entlassen. Lohnkosten sollen durch den Abbau von Überstunden gesenkt, die Arbeitszeiten flexibler gestaltet werden. Ganz dick kommt es für einzelne Werke: Die Triebwerksbauer im bayerischen Peißenberg sowie die Standorte Laupheim (Baden-Württemberg) und Speyer (Rheinland-Pfalz) werden verkauft. Über Dresden und Ludwigsfelde bei Berlin ist noch nicht entschieden.

Durch das „Dollar-low-rescue“-Notprogramm soll die Dasa bis 1997 wieder Gewinn einfahren, nach einem prognostizierten Verlust von etwa 2 Milliarden Mark für dieses Geschäftsjahr. Die Zahl der Beschäftigten im Luftfahrtbereich sinkt von etwa 30.500 auf 22.500 bis Ende 1998. Dazu kommen 700 Entlassene in den Bereichen Rüstung/Raumfahrt und der Konzernzentrale.

Der Betriebsratsvorsitzende von Daimler, Karl Feuerstein, forderte vom Dasa- Vorstand Kompromißbereitschaft: „Ich gehe davon aus, daß dies ein Vorschlag ist, kein letztes Angebot“, sagte er gestern nachmittag. Sein Kollege Herbert Schmid, Betriebsratschef bei der Dasa, hat weniger Hoffnung. „Arbeitsniederlegungen sind nicht mehr auszuschließen“, so Schmid. Neun Ministerpräsidenten und die Bundesregierung hatten ebenfalls mit der Dasa beraten. Kurt Beck, der rheinland- pfälzische SPD-Ministerpräsident, nannte das nun vorgestellte Ergebnis einen „harten Schlag“ für die Belegschaft. „Ich bin betroffen, daß trotz aller Anstrengungen kein günstigeres Ergebnis erreicht wurde“, so Beck. Für die ostdeutschen Standorte hat die Dasa-Führung schon die nächste Runde im Poker um Luftfahrt- Subventionen angekündigt: Der Rückzug aus Lichterfelde und Dresden sei noch „von Gesprächen mit den betroffenen Landesregierungen abhängig“, so Dasa- Chef Manfred Bischoff. rem

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