„Lohnt nicht!“

■ Neulich im Übersee-Museum

Es ist schon bedauerlich, wie hierzulande mit hanseatischer Tradition und Kultur umgegangen wird. Denn gar merkwürdig, wenn nicht ärgerlich mutet an, daß am vergangenen Sonntag – nach vorbildlicher Bedienung im privaten Übersee-Cafe – der Schreiberin dieser Zeilen bereits um 17.22 Uhr der Eintritt in das Übersee-Museum verwehrt wurde. „Sie können da nicht mehr rein“, schnippte die Aufpasserin. Um 17.45 Uhr würde sie sowieso anfangen, die BesucherInnen raus zu schicken. „Das lohnt nicht“. „Darf man das nicht selbst entscheiden?“, wollte die bayerische Begleiterin wissen, die sich gerade für Übersee so sehr interessiert. Nein. Denn: „Das entscheiden wir für Sie“.

Da kochte das südliche Blut. Doch bayerischer Freiheitswillen zerbrach an bremischer Sturheit. Bis 17.35 konnten die Besucherinnen ihre Gelüste nach Exotik im Übersee-Shop stillen. Die Exponate heizten allerdings die Lust nach mehr an. Ein Türsteher hatte mittlerweile die Rolle der Aufseherin im Pepita-Rock übernommen. Ein neuer Anlauf. „Klar dürfen Sie noch rein, aber nur im unteren Stock und Karten verkaufen wir jetzt auch nicht mehr“. Umso besser. Also, schnell durch die Hütten aus Papua-Neuguinea, den indischen Subkontinent streiften die Besucherinnen am Rande, bewunderten die ausgestopften Tiere, kamen alsbald nach China und kehrten über Korea zurück nach Japan, als eine schrille Stimme in friesischem Idiom – überhaupt nicht Zen und schon gar nicht pc – die wenigen BesucherInnen per Micro zum Gehen aufforderte. Um zehn Minuten vor sechs stand das bayerische Duo bereits vor den Ausgangstüren als ein Pepita-Double kreischend durch den Bambus Neu-Guineas brach. „Nun mal raus hier. Wo sind überhaupt Ihre Karten?“.

Ein Wort ergab das andere, die Besucherinnen keiften was über Öffnungszeiten und Subventionen, die Aufseherinnen schrien nach Karten, die sie nie verkaufen wollten. Während des Wortwechsels zogen Pepita und ihre Kollegin bereits Mantel und Jacke an, und hasteten um 17.52 die Freitreppe des Übersee-Museum herab. ufo