■ Cash & Crash
: Chinesen sparen für die Welt

Berlin (taz) – Millionen, Milliarden, Billionen – in den nächsten Jahren wird weltweit richtig viel flüssiges Geld gebraucht. Denn die derzeitige Welle der Privatisierung von Staatsunternehmen schaukelt sich immer weiter hoch. Nach Schätzungen der Weltbank werden künftig jährlich Unternehmensanteile im Wert von 120 Milliarden Dollar auf den Investorenmarkt geworfen, hauptsächlich in Form von Aktien an den Börsen.

Wo soll die gewaltige Summe herkommen? Verglichen mit einem weltweiten Bruttosozialprodukt von geschätzen 30 Billionen Dollar wirkt der Betrag schon kleiner. Nun sind die 30 Billionen natürlich nicht flüssig, sondern nur ein statistisches Maß für die innerhalb eines Jahres umgewälzten Werte. Trotzdem sind die Privatisierungen für den Kapitalmarkt kein Problem. Denn immer mehr Anleger steigen in den Aktienmarkt ein. Vor allem in den angelsächsischen Ländern sind auch einfache Angestellte durch ihre Pensionsfonds zur Sicherung der Renten dick dabei. Wegen der höheren Rendite investieren zum Beispiel die US- Fonds einen immer größeren Anteil ihrer insgesamt zwei Billiarden schweren Vermögen in Aktien ausländischer Unternehmen.

Überraschend aber auch ein anderer Effekt: Die boomenden asiatischen Länder brauchen nicht nur viel Kapital für den Aufbau einer modernen Wirtschaft und Infrastruktur, sie sparen auch mehr als alle anderen. Laut Robert Hormats von der Bank Goldman, Sachs & Co sparen die Chinesen etwa ein Drittel ihres Bruttosozialprodukts für kommende Zeiten. Einen guten Teil der benötigten Kredite kann die chinesische Regierung also bei ihren eignen Bürgern aufnehmen, der internaionale Finanzmarkt wird weniger beansprucht als vorausgesagt.

Da können die angeblichen Sparbuch-Weltmeister, die Deutschen, nur staunen: In den alten Bundesländern legten sie 1994 gerade noch 11,5 Prozent ihres Bruttosozialprodukts auf die hohe Kante. Auch die Ossis reißen's nicht mehr raus, obwohl sie immerhin eine Sparrate von 12,1 Prozent vorweisen können. Die Chinesen stecken, relativ gesehen, fast dreimal soviel in ihren Sparstrumpf wie die Deutschen – zum Glück muß das der alte Raiffeisen nicht mehr erleben. rem