Der Alte Schlachthof soll geschlachtet werden

■ Trotz Denkmalschutz: Hallen des Schlachthofs Eldenaer Straße droht der Abriß

Auf dem Gelände des Alten Schlachthofs an der Eldenaer Straße plant die Stadtentwicklungsgesellschaft SES, weitere denkmalgeschützte Gebäude abzureißen – jedoch ohne ausreichende rechtliche Grundlage. Es sei „juristisch höchst fragwürdig“, sagte Veit Beulitz von der Bürgerinitiative „Alter Schlachthof“, daß die Abrißanträge von SES für drei denkmalgeschützte Hallen sich lediglich auf „den Entwurf des Bebauungsplanes stützen“. Statt abzuwarten, bis dieser verabschiedet sei, wolle die SES sofort abreißen. Die sei ein „Unding“. Die Betroffenenvertretung protestierte gestern gemeinsam mit der Landtagsfraktion Bündnis 90/ Die Grünen gegen den möglichen Verlust der kulturhistorisch bedeutsamen Hallen des früheren zentralen Vieh- und Schlachthofs. Außerdem, sagte Beulitz, könnten Abrisse nach dem neuen Denkmalgesetz nur mit „begründeter Zustimmung“ des Landeskonservators erfolgen. Im Falle der drei großen Bauten – die Darmschleimerei und zwei Gebäudeteile der Lederfabrik Steinlein – sei dies noch nicht geschehen. Nach Ansicht von Elisabeth Ziemer, baupolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, verhalten sich der Senat und die Stadtentwicklungsgesellschaft SES „planerisch phantasielos“ und verantwortungslos gegenüber dem Bezirk. Wie noch zu Zeiten der Olympiabewerbung 2000, als dort das Mediendorf geplant war, „wollen der Senat und die SES ein ganz neues Stadtviertel aus dem Boden stampfen“, anstatt die vorhande Substanz zu nutzen. Durch die Abrisse werde eine „Tabula rasa“ geschaffen für möglichst viele Neubauten und Verkehrsschneisen. Zugleich würden dadurch rund 80 Firmen vertrieben.

Ziemer forderte einen „Abrißstop“ und von einem neuen Senat die Einrichtung eines „Runden Tisches“ – mit SES, Gewerbetreibenden und Anwohnern, dem Bezirk sowie dem Denkmalschutz. Außerdem soll das Bebauungsplanverfahren an den Bezirk Prenzlauer Berg zurückgegeben werden.

Ziemer erinnerte auch daran, daß der 1876 errichtete Alte Schlachthof mit seinen großen Ensembles 1990 unter Denkmalschutz gestellt worden war.

Nach einem Wettbewerb 1993 für die Neugestaltung des Gebiets mit allein 2.700 Wohnungen, Gewerbe und Sportanlagen zog der Senat das Verfahren an sich.

Während die Initiative gestern Schlachthofnutzungen mit Wohnungen, Büros oder Rundfunkstudios vorstellte, ist für die Stadtentwicklungsgesellschaft SES nach wie vor das Wettbewerbsergebnis von 1993 maßgebend. Außerdem sei das Unternehmen daran interessiert, die Gewerbebetriebe auf dem Gelände zu halten. Über die Abrisse will die SES heute mit Bezirk und Senat verhandeln. rola

Am kommenden Samstag veranstaltet die Bürgerinitiative eine Besichtigung des Geländes. Treffen: 11 Uhr Thaerstraße 31.