Das Treibhaus wird zur Badewanne

■ Erwärmung hat schon begonnen. Wasser, Mosquitos und Malaria

Berlin (taz) – Wenn die Menschheit ihre Lebensweise nicht grundlegend ändert, wird die Natur das für sie übernehmen. Der Treibhauseffekt wird dann für einen Großteil der Bevölkerung verheerende Folgen haben. So ist das Ergebnis der neuen Studie des Internationalen Panel zum Klimawandel (IPCC), die jetzt in Washington vorgestellt wurde.

Bis zu 80 Prozent der pazifischen Inselstaaten wird es schon im Jahr 2010 nicht mehr geben, wenn die Erdtemperatur um ein bis drei Grad Celsius steigt, wie dies die von den Vereinten Nationen und der Weltmeteorologenorganisation beauftragten Wissenschaftler erwarten. Mindestens ein Drittel aller Gletscher werde schmelzen, der Meeresspiegel bis zu einem Meter steigen. Schwere Stürme werden jährlich für 92 Millionen Menschen, davon 70 Millionen in China und Bangladesch, zu Überschwemmungen führen. Mosquitoschwärme in bislang von diesen Insekten verschonten Regionen werden die Zahl der jährlichen Malariainfektionen von 30 auf 80 Millionen schnellen lassen.

Die von den Wissenschaftlern aus 30 Ländern geschätzte Erwärmung liegt geringfügig unter den Ergebnissen der letzten umfassenden IPCC-Studie aus dem Jahr 1990. Eingerechnet werden bei der neuen Studie schon die neu bekannt gewordenen Abkühlungseffekte durch die industrielle Luftverschmutzung.

Gleichzeitig bestätigen die Wissenschaftler erstmals, daß der Klimawandel schon begonnen habe. Die Erwärmung der letzten 100 Jahre lasse sich nicht mehr allein durch natürliche Variation erklären. Diese Aussage ist politisch brisant, eine Woche, bevor in Genf internationale Unterhändler wieder über die Verabschiedung eines Klimaprotokolls zur Verminderung der Kohlendioxidemissionen verhandeln. Bei diesen Verhandlungen bremsen die USA und die Opec-Staaten traditionell mit dem Argument, ob tatsächlich einen Erwärmung eintrete, sei so klar noch nicht. arns/ten