Senatorenkarussell gewinnt an Fahrt

■ Wer wird was? Klemann als Innensenator, Heckelmann zur Wissenschaft, Ämtertausch zwischen Meisner und Pieroth?

Gepolsterte Senatorensessel oder die harten Bänke der Opposition – noch zweifelt die SPD, auf welchem der beiden Möbelstücke sie ihren weiteren Niedergang aussitzen will. Die CDU-Spitze versucht, die Entscheidung zu erleichtern. Fraktionschef Klaus Landowsky schwingt die Peitsche von Neuwahlen, während Eberhard Diepgen mit dem Zuckerbrot von Senatorenposten winkt. Die Verkleinerung des Senats von 15 auf zwölf Ressorts erweitert den Verhandlungsspielraum nicht. Dennoch meldete die B. Z., Diepgen werde dem Koalitionspartner vier oder fünf Senatorenposten offerieren.

Auf SPD-Seite bleibt nicht viel Raum für Spekulationen, müssen doch mindestens drei Alt-SenatorInnen wieder berücksichtigt werden. Die allseits geschätzte Justizsenatorin Lore-Maria Peschel- Gutzeit zählt dazu ebenso wie Arbeitssenatorin Christine Bergmann, die das einzige Direktmandat im Osten holte. Auch den öffentlichkeitswirksamen Bausenator Wolfgang Nagel wird die SPD nicht vor die Tür setzen. Eine Unbekannte in der Rechnung ist noch Ingrid Stahmer, die sich statt eines Senatspostens eine Kandidatur für den Fraktionsvorsitz offenhält.

Der scheinbar undankbare Job des Finanzsenators bietet gerade in Zeiten knapper Kassen die Möglichkeit, wichtige Entscheidungen schon im Vorfeld zu steuern. Das könnte für die CDU ein Grund sein, das Ressort zu behalten. Freilich wäre Elmar Pieroth, der es immer allen recht machen will, als Wirtschaftssenator besser geeignet. Daher böte sich ein Ämtertausch mit Wirtschaftssenator Norbert Meisner (SPD) an, der bereits unter Momper die rot-grünen Finanzen verwaltete. Er ließ sich gestern ohne erkennbaren Anlaß in dem für Finanzen zuständigen Hauptausschuß sehen.

Wenn die Wirtschaftsverwaltung mit anderen Bereichen zum Zukunftsressort zusammengelegt wird, sind Meisner und Pieroth mangels einschlägiger Ausstrahlung aus dem Rennen. Für diesen Fall kommt Töpfers Bonner Staatssekretärin Christa Thoben in Betracht. Damit hätte Diepgen auch sein Frauenproblem gelöst.

Sollte die SPD den Innensenator stellen, hat Kreuzbergs Noch- Bürgermeister Peter Strieder zwar Ambitionen, aber keine Chancen. Peschel-Gutzeit wäre dafür die erste Wahl. Doch wird die CDU auf ihr ureigenes Feld der „inneren Sicherheit“ kaum verzichten wollen. Der Abtritt ihres bisherigen Amtsinhabers Dieter Heckelmann gehört aber zu den Essentials der SPD. Durch seine Vergangenheit als intriganter FU-Präsident wäre Heckelmann auch für die Wissenschaft qualifiziert. An seiner Stelle könnte Schulsenator Jürgen Klemann Innensenator werden. Verkehrssenator Herwig Haase ist ebenfalls trotz erwiesener Unfähigkeit nicht aus dem Rennen. Andererseits ist er als Parlamentspräsident ebenso im Gespräch wie der amtsmüde Stadtentwicklungssenator Volker Hassemer. Dessen Staatssekretär Wolfgang Branoner gilt als Anwärter auf einen Senatorenposten. Einer solchen Verjüngung stehen aber die Ansprüche altgedienter Senatoren entgegen. So müßte auch der erfolgreiche Wahlkampfleiter Peter Radunski versorgt werden. Gesundheitssenator Peter Luther dagegen wird trotz des einzigen Ost-Direktmandats kaum an den Senatstisch zurückkehren. Völlig offen ist daher, ob die CDU wieder einen Quoten- Ossi präsentiert. Ralph Bollmann