■ Straßmanns kleine Warenkunde
: Das Tee-Ei

Das Tee-Ei als Tatwaffe. Kriminologische Abhandlung in drei Bänden. Band 1: Das Tee-Ei in Ehen und eheähnlichen Gemeinschaften. Heidelberg/New York/Tokio, 1995.

Es gibt Bücher, die gibt es nur deshalb nicht, weil mir niemand Geld gibt, sie zu schreiben. Ein Jahr lang monatlich 4.000 Mark, und drei Bände „Das Tee-Ei als Tatwaffe“ könnten von Reich-Ranicki in der Luft zerrissen werden.. Schade! Bis heute hat die verpennte, korrupte und alkoholsüchtige deutsche Verlagsszene nicht zugegriffen. Aber damit nach meinem Ableben niemand sagen kann: „Ich habe ja nicht gewußt, was für ein prekäres, seiner Zeit vorauseilendes Werk er in der Schublade hatte!“ – darum erscheint hier schon einmal im Vorabdruck die Einleitung von Band 1, „Das Tee-Ei in Ehen und eheähnlichen Gemeinschaften“ (mit frdl. Genehm. d. Autors).

Ein Morgen wie jeder andere Morgen seit über zwanzig Jahren. Mürrisch hatte sie Grienberg seinen Kaffee hingestellt. Da hatte er leichthin die Worte gesagt, die alles verändern sollten: „Ich nehme Tee.“

Wie vom Blitz getroffen hatte sie ihn angestarrt, und wer einmal eine vom Blitz Getroffene starren gesehen hat, wird Grienberg nachfühlen können. „Nie mehr Kaffee?“ hatte sie geflüstert. „Nie mehr!“

Zum allerersten Mal in seinem Leben sah sich Grienberg als alten Mann, und er sah sich in einem milden Licht: In Filzpantoffeln und seinem blauweiß gestreiften Bademantel schlurfte er durch die Küche, in der Hand eine Tasse Tee, darin eingetaucht ein Tee-Ei. Beim Hinsetzen grunzte er wohlig. Nach genau vier Minuten nahm er das Tee-Ei aus der Tasse. Brauner Sud tropfte auf die Tischdecke. In seinem Schreibtisch hatte er eine alte Pfeife und noch älteren Tabak gefunden. Er rauchte und brummte gemütlich. Er würde sich einen Schnäuzer stehen lassen.

Totenbleich hatte sie den Tisch abgeräumt. Hatte den braunen Sud weggewischt. Hatte das Tee-Ei gereinigt. Hatte es mit Beton gefüllt. Nun schlich sie sich von hinten an. Sie sah noch, wie Grienberg ein dünner Faden Tabaksaftes übers Kinn lief. Sie schlug mit dem Betonei zu. Nur einmal. Später vor dem Untersuchungsrichter beschrieb sie das Geräusch als „leises Klicken“.

Mit diesem und ähnlich gelagerten Fällen befaßt sich der vorliegende Band 1 der dreibändigen Edition „Das Tee-Ei als Tatwaffe“. Warum, diese Fragen will das Werk beantworten, überleben Teetrinker so oft ihre erste Teetasse nicht? Warum hassen Frauen Tee-Eier. Warum füllen sie sie mit Beton? BuS