: Im Twingo in die Schufa-Datenbank
■ Autohändler wurde stutzig: Renault-Händler überprüft Kreditwürdigkeit bei potentiellen Kunden auch dann, wenn es gar keinen Kredit zu vergeben gibt
Beinahe jeder ist bei ihr registriert, aber kaum einer verfolgt den Weg seiner Daten bei der Schutzgemeinschaft für Allgemeine Kreditsicherung (Schufa). Wer doch einmal die eigenen Eintragungen abfragt, erlebt so manche Überraschung: Uwe K., Inhaber zweier Autovermietungen, wurde stutzig, als er kürzlich in seiner Schufa-Akte eine Überprüfung seiner Kreditwürdigkeit von der Renault-Bank vorfand.
Zwei Wochen zuvor hatte K. dem Renault-Autohaus Abel in Neukölln ein Angebot für drei Twingo-Neuwagen unterbreitet und seine Visitenkarte hinterlassen. K.s Angebot war offenbar zu niedrig. Denn der Handel kam nicht zustande. Richtig sauer wurde K. aber erst, als er herausfand, daß der Autohändler über die Renault-Bank die Kreditwürdigkeit seines potentiellen Kunden überprüft hatte. K. forderte eine Erklärung für die in seinen Augen unberechtigte Kreditanfrage. Er mache das immer so, habe ihm der Neuköllner Renaulthändler König mitgeteilt, so K. Auf Anfrage erklärten sowohl die Renault-Bank als auch verschiedene Renault- Vertragshändler, Auskünfte bei der Schufa würden nur dann eingeholt, wenn die Kunden einen Kredit aufnehmen und die entsprechende Schufa-Klausel unterschrieben hätten.
In K.s Fall liegt die Sache besonders kompliziert: „Bei juristischen Personen ist eine Einwilligung in die Schufa-Klausel grundsätzlich nicht nötig“, sagt Helga Schumacher, Sprecherin des Bundesbeauftragten für Datenschutz. Allerdings gebe es Fälle, in denen es schwer zu entscheiden sei, ob ein Mensch als juristische Person (zum Beispiel Firmeninhaber) oder als natürliche Person (Endverbraucher) auftrete. „Letztendlich entscheidet das die Bank, nicht die Schufa“, so Schumacher. „Die Bank muß gegenüber der Schufa ein berechtigtes Interesse glaubhaft machen.“
Die Schufa Berlin erklärte auf Anfrage, es sei den Banken nicht zwingend vorgeschrieben, eine schriftliche Einwilligung einzuholen, bevor sie die Kreditwürdigkeit ihrer Kunden überprüfen. Alle anderen Vertragspartner der Schufa brauchen diese Einwilligung jedoch, um Auskunft zu erhalten, so der Verbraucherschutzverein. Laut Verbraucherzentrale Berlin ist die Schufa eine der größten Datenbanken in Deutschland. Sie speichert neben Namen, Geburtsdatum und Anschrift Daten über Kredite, Mietkauf- und Leasingverträge. Auch Kreditanfragen werden für zehn Tage gespeichert. Wer wissen will, was in seiner eigenen Akte festgehalten ist, erhält bei der Schufa gegen eine Gebühr von 15 Mark Auskunft. Elke Gundel
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