BUND: Alter Vorstand, neue Ziele

■ Kampfabstimmungen über Personen, auch Kurs umstritten

Fulda/Berlin (taz) – Hubert Weinzierl ist am Wochenende als Vorsitzender des Bunds für Umwelt und Naturschutz (BUND) bestätigt worden. Allerdings mußte er sich dazu erstmalig einer Gegenkandidatin stellen. Auch seine Stellvertreter wurden bei der Außerordentlichen Delegiertenversammlung in Fulda durch Kampfabstimmungen wiedergewählt.

Er könne es „nur positiv“ und „als Zeichen innerverbandlicher Demokratie“ werten, daß es Gegenkandidaten gegeben habe, betonte BUND-Geschäftsführer Onno Poppinga gestern gegenüber der taz. Doch immerhin ein Drittel der Delegierten verweigerte dem seit über einem Jahrzehnt auf den Vorsitz abonnierten Weinzierl die Stimme und votierte für die bundespolitisch relativ unbekannte Ute Wiegand-Nehab.

Diskussionen hatte es im Vorfeld vor allem um die zukünftigen Arbeitsschwerpunkte des Verbands gegeben. Während den klassischen Umweltschützern wie Gründungsmitglied Weinzierl stärker unmittelbarer Schutz konkreter Naturflächen, etwa die Ausweisung von Naturschutzgebieten, wichtig ist, befassen sich andere mit der ökologischen Steuerreform oder weniger umweltschädlichen Produktionsmethoden.

Der Kampf für ein zukunftsfähiges Deutschland soll nun wieder beide Strömungen „unter einem Dach vereinen“, so Pressesprecherin Martina Krause. Die in der letzten Woche vorgestellte Studie, die der BUND und Misereor beim Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie in Auftrag gegeben hatten, sei das politische Ziel, auf das gemeinsam hingearbeitet werden soll. Vertreter aller Strömungen, etwa Weinzierl und die Erste Stellvertreterin, Angelika Zahrnt, hätten den ausdrücklichen Kooperationswillen betont. Dazu allerdings mußte sich Zahrnt mit rund 70 Stimmen gegen Michael Harengerd durchsetzen. Der NRW-Landesvorsitzende erhielt rund 50 Stimmen.

Stärker als bisher will der BUND nach Aussage des Geschäftsführers wieder seine Trumpfkarte ausspielen, die Aktivitäten der Ehrenamtler vor Ort. „Keine andere Umweltorganisation hat weit über 2.000 Kreis- und Ortsgruppen“, so Poppinga: „Die müssen wir stärken, mit Material und Unterstützung“, das sei „ein ganz starkes Signal“ gewesen.

Verstärken will der BUND auch sein Engagement in den neuen Bundesländern, wo Bestimmungen zum Umweltschutz immer stärker aufgehoben würden. Doch der Vorstand wäre beinahe wieder zum reinen West-Gremium geworden: Mit nur zehn Stimmen Vorsprung vor seinem hessischen Gegenkandidaten gelangte Ralf- Uwe Beck aus Thüringen wieder in den Vorstand. Christian Arns