Chirac killt auf Moruroa

■ Sein Militär bestätigt: Fische tot / Zahlreiche diplomatische Proteste

Berlin (dpa/taz) – Frankreichs dritter Atomtest im Südpazifik hat am Wochenende in zahlreichen Staaten erneut heftige Proteste ausgelöst. Während die Regierungen Australiens, Neuseelands und Japans die französischen Botschafter einbestellten und von Paris den Verzicht auf jeden weiteren Test forderten, Moskau und Washington ihr Bedauern äußerten, reagierte die Kohl-Regierung und die spanische Regierung allerdings nur mit demonstrativem Schweigen. Spanien hat die EU-Präsidentschaft inne. Belgien kritisierte den Test und forderte am Wochenende eine gemeinsame Reaktion der Europäischen Union. Kritik kam auch von Schweden und Norwegen.

Die dritte Atombombe dieser von Präsident Jacques Chirac beschlossenen Serie war am Freitag 23.00 Uhr MEZ unter dem Moruroa-Atoll gezündet worden. Die ausgelösten Erdbebenwellen hatten nach Angaben der seismologischen Meßstation der Bochumer Ruhr-Universität eine Stärke von 5,4 auf der Richterskala. Die Sprengkraft betrug weniger als 60.000 Tonnen des herkömmlichen Sprengstoffs TNT und lag damit etwa 3,5mal so hoch wie bei der Hiroshima-Bombe.

Das französische Verteidigungsministerium erklärte, die Bombe habe dazu gedient, „in der Zukunft die Sicherheit und die Zuverlässigkeit der Waffen zu garantieren“. In der vergangenen Woche war eine Studie des Militärs bekanntgeworden, aus der hervorgeht, daß das Atoll und sein Korallenbewuchs bei jedem Test erheblichen Schaden nimmt. In der Studie „Die Atolle von Moruroa und Fangataufa, die lebendige Umwelt und ihre Entwicklung“ räumten die Militärs geologische Schäden durch die Tests ein. Bei jedem Test würden außerdem erhebliche Mengen an Fischen getötet. Beides steht im Gegensatz zu Äußerungen der französischen Regierung, die Umweltschäden durch die Tests rundweg bestritten hatte.

In Bern beschädigten Jugendliche bei einer Kundgebung Frankreichs Botschaft und das Schweizer Bundeshaus mit Wurfgeschossen. Greenpeace äußerte „Schock und Wut“ und gab 1.000 Einschreibebriefe auf, um Chirac sieben Millionen Unterschriften aus 30 Ländern, auch aus Deutschland, gegen die Tests zu schicken.

In Spanien fielen die Proteste diesmal eher schwach aus. Vor Frankreichs Botschaft versammelten sich 50 Demonstranten. In Frankreich selbst rügten die oppositionellen Sozialisten den Test. „Dritte Explosion, dritter Irrtum“ meinte Ex-Umweltministerin Segolene Royal. Grüne und Friedensorganisationen warfen Chirac Mißachtung der öffentlichen Meinung vor. Chirac hatte in der vergangenen Woche mitgeteilt, daß es bis zum Frühjahr nur insgesamt sechs statt der angekündigten acht Versuche geben soll. ten