Kein solarer Privatstrom in Frankreich

13. Europäische Photovoltaikkonferenz in Nizza. Weniger Wissenschaft, dafür Diskusion über die Massenproduktion. Rexrodt verspricht Milliönchen für deutsche Sonnendächer  ■ Von Anne Kreutzmann

Nizza/Berlin (taz) – Die 13. Europäische Photovoltaikkonferenz ausgerechnet in Nizza abzuhalten, war der erste Affront für Frankreichs Monopolenergieversorger, die Electricité de France (EdF). Als traditioneller Atomstromproduzent ist Frankreich solares Entwicklungsland. Auf die Frage eines Landsmannes, wann die EdF denn Solarstrom aus privaten, netzgekoppelten Anlagen in ihr Stromnetz aufnehmen würde, erwiderte Alain Schmidt von der EdF unwirsch: „Wir brauchen keinen Strom von Privatleuten. Wir haben keine Probleme mit der Stromproduktion.“ Nur ein leises Hüsteln war in dem großen Konferenzsaal in Nizza zu hören – Wissenschaftler sind ein höfliches Volk.

Doch in Nizza trafen sich nicht mehr nur Wissenschaftler. Das Interesse auf der Photovoltaikkonferenz hat sich von der Forschung deutlich zur Anwendung verschoben. Werner Freiesleben, Vorsitzender der diesjährigen Konferenz, erinnert sich an die ersten Tagungen: „Zu Beginn hatten wir kaum marktfähige Module.“ Diesmal stellten bereits 111 Firmen aus 14 Ländern ihre Produkte vor. Der Photovoltaikmarkt ist eine der weltweit schnellsten Wachstumsbranchen. Die Jahresproduktion ist von 42,7 Megawatt (MW) Modulen im Jahr 1990 auf 61 MW im vergangenen Jahr gestiegen. Eine Milliarde Dollar wurde im letzten Jahr in Forschung und Unternehmen umgesetzt.

Den Übergang von der Handarbeit in die Massenfertigung bereitet die Firma Spire, Massachussetts, vor. Ihre neueste Entwicklung ist der SPI-Assembler 5000, der Module vollautomatisch herstellt. Ein Standardmodul mit 80 Watt Leistung wird künftig in drei Minuten produziert. Fast jeder der vertretenen Modulhersteller plant, seine Kapazität im Laufe der nächsten ein bis zwei Jahre zu verdoppeln. Die US-Firma Solarex zum Beispiel will ihre 10-MW-Produktion bis 1998 auf 18 MW ausbauen.

Inzwischen wird auch ganz offen die Massenproduktion anvisiert. Die Ziele, die von der EU, dem amerikanischen Department of Energy, von Vertretern der Schweiz und aus Japan genannt werden, liegen durchgängig im zwei- bis vierstelligen Megawattbereich. Die EU beispielsweise hat sich vorgenommen, 2.000-MW- Photovoltaik bis zum Jahr 2010 zu installieren. Zum Vergleich: Die elektrische Leistung des Atomkraftwerks Biblis B beträgt 1.300 MW. Die geplanten Zuschüsse dagegen stehen immer wieder zur Diskussion (besonders in den USA). In der Bundesrepublik sind sie sogar deutlich verringert worden, auch wenn Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt (FDP) gestern ein neues 1.000-Dächer-Programm ankündigte. In den kommenden vier Jahren sollen pro Jahr jeweils fünf Millionen Mark für die Photovoltaik zur Verfügung gestellt werden. Damit sollen Privatanlagen und Schulanalagen gefördert werden.

John Bonda von der Photovoltaik-Industrievereinigung Epia in Brüssel mochte in Nizza die schwankende Förderpolitik in der EU-Staaten nur noch lakonisch kommentieren: „Die genannten Installationsziele haben so immer den Charakter eines Lotteriespiels.“