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Vor die Hunde

■ Dog-matische Filme: arte-Themenabend „Hunde wie wir“ heute abend vorab im Alabama-Kino Von Silke Mertins

Der politisch korrekte Hund ist von Natur aus ein Mischling. Und wenn er schon gehorsam und unterwürfig ist, dann bitteschön unauffällig, so als wär's sein Charakter. Aber guckt der streng antiautoritäre und unverzüchtete Hund auch fern? Womöglich ebenso heimlich wie kulturbeflissene Frauchens und Herrchens?

Sie tun es, sagt der Kabelkanal arte. Denn mit Dog-matismus muß sich der Vierbeiner nicht herumschlagen. Tierfilme und die mit den Bösewichtern und dem Geschrei werden gern genommen, auch wenn sie auf weniger anspruchsvollen Sendern ausgestrahlt werden. Jetzt aber ist arte auch auf den Hund gekommen und beantwortet die Frage „Wer weiß schon, was Hund unterm Tisch sich denkt, wenn sein Herrchen vor der Glotze hängt“ mit einem Themenabend: „Hunde wie wir“ – ein Hunde-Vollprogramm mit Unterhaltung, Sport- und Kulturnachrichten.

„Streuner sind keine gelernten Hunde.“ Denn, so hat die Hamburger Filmemacherin Pia Frankenberg recherchiert, „sie leben der Nase nach“. In Puerto Rico hat sie „Großmeister der Disziplin, Könige ihres Terrains“ gefilmt. „Tica“, sag' ich in solchen Fällen zu meinem vierbeinigen Liebling, „sieh dir die armen Hunde in der Dritten Welt an und friß schön deinen Napf mit Aldi-Futter leer.“

Dieser und andere filmische Leckerbissen des arte-Themenabends – u. a. über den berühmten MAGNUM-Fotografen und Hunde-Fan Elliot Erwitt – sind heute abend vorab ausschnittsweise im Alabama-Kino auf Kampnagel zu sehen. Erschwerend kommt allerdings die Moderation hinzu, mit der – ein unverzeihlicher Makel – der reinrassige Basset Oscar samt Assistent André Astor betraut wurde. Das Klischee kann noch so blöd sein – „da sind die hübschen Hündinnen mit den langen Beinen und feuchten Nasen“ –, das Moderation-Duo läßt es mitnichten aus.

Aber die Entschädigung folgt auf der Pfote. Das Portrait über den New Yorker Künstler und bekennenden Hundefotografen William Wegman des Hamburger Filmers Thomas Struck zum Beispiel. Beim Vorwurf, Wegman vermenschliche zu sehr, kann man nur abwinken. Warum wären sie sonst interessant? Um mit Erwitt zu sprechen: „Ihre Loyalität ist vielleicht ihre einzige nicht-menschliche Eigenschaft.“

heute, 22.45 Uhr, Alabama

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