: Dosiertes Krebsrisiko
■ Wie gefährlich die Niedrigstrahlung der Atom-Transporte wirklich ist
Die Neutronenstrahlung bei Castor-Transporten sind viermal gefährlicher als offiziell zugegeben wird. Das geht aus neuen Langzeitstudien hervor, die der Münsteraner Strahlenbiologe Professor Wolfgang Köhnlein gestern auf einer GAL-Pressekonferenz vorstellte.
Untersuchungen an Hiroshima-Opfern belegen, daß die verheerende Auswirkung der Neutronenstrahlung bei Langzeit-Niedrigdosen je nach Körperteil bis zu 300 mal höher sein können als bislang angenommen.
Im Klartext: Ein Bahnarbeiter, der einige Minuten bei der Verladung eines Castors eine bestimmte Strahlenmenge abbekommt, ist nicht so gefährdet, wie eine Polizeibeamtin, die den Castor vier Stunden lang in zehn Metern Entfernung begleitet und genau der selben Strahlendosis ausgesetzt ist.
„Zellen haben unterschiedliche Phasen“, erläutert Köhnlein, „je länger sie einer Niedrigstrahlenbelastung ausgesetzt sind, desto leichter treten Mutationen auf.“ Seine Folgerung: „Die Tranporte müssen da lang, wo sie nicht auf die Bevölkerung treffen.“ Daher fordert die GAL in einem Bürgerschaftsantrag ein sofortiges „Transport-Moratorium“, da die Castor-Routen in der Hansestadt direkt durch die City oder Barmbek gehen. „Hamburg muß die Notbremse ziehen“, appelliert der GALier Holger Matthews an die Vernunft des Senats.
Im Gegensatz zu Niedersachen, das vor kurzem einen Begleitstopp durch PolizistInnen anordnete, sieht Hamburgs Innenbehörde keinen Handlungsbedarf. „Wir haben bei uns keine begleitpflichtigen Transporte“, redet Innenbehördensprecher Peter Mihm drumrum. Deshalb gebe es auch nichts zu entscheiden. Und wenn der anvisierte Castor-Zug am 21. November in Hamburg durch Atomgegner gestoppt wird? Mihm: „Dann wird es eine Entscheidung wie in Niedersachsen nicht geben.“ K. v. Appen
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