Kommentar: Lustvoll verschanzt
■ In der Sackgasse der Klientelpolitik
Die Stadt stöhnt unter den Sparvorschlägen aus dem Senat, an jeder Ecke wird heiß diskutiert, ob die gewalttätigen Anstrengungen überhaupt noch Sinn machen – doch wer für gestern eine machtvolle Demonstration der Betroffenen aus dem Bildungsbereich erwartet hatte, der mußte sich die Augen reiben. Gerade mal 600 Leute hatte die GEW auf die Beine gekriegt, inklusive einiger Projekte, denen auch der Saft abgedreht werden soll. Viele LehrerInnen mußten unterrichten, gut, aber wenn die Lage so dramatisch ist, wenn die Zeit so drängt – warum blieb es dann bei dem vergleichsweise kleinen Protesthäuflein?
Möglicherweise ist die Resignation größer als die Hoffnung, noch etwas verändern zu können. Möglicherweise aber haben die Gewerkschaften im Öffentlichen Dienst auch überzogen, als sie sich allzu schnell und allzu lustvoll hinter der Linie des reinen Neins verschanzt haben. Gar keine Kürzungen beim Öffentlichen Dienst, während woanders, nämlich in den weniger geschützten Projekten zum Beispiel, Köpfe rollen müssen? Das kann doch eigentlich nicht gerecht sein. Und das sieht diesseits der Behörden auch niemand mehr ein. Gefragt sind konstruktive Vorschläge auf der Höhe der Zeit, gefragt ist nicht mehr die reine Klientelpolitik. Sieht so aus, als hätten sich die Gewerkschaften in die Sackgasse der Politikunfähigkeit manövriert. Jochen Grabler
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