Ziel: „Deutschland unterwandern“

■ Das Fernsehen berichtet heute über osteuroäische Mafia

Berlin (taz) – Die Händler des Todes sind offenkundig fleißig: Zwischen 1990 und 1994 schafften sie massenhaft Waffen, Nachtsichtgeräte und Funkanlagen aus früheren Stützpunkten der russischen Armee in Deutschland über die deutsch-tschechische Grenze. Sie bunkerten das Teufelszeug in einer früheren russischen Kaserne in Nordböhmen, heute nun wird geliefert: nicht nur ins ehemalige Jugoslawien, sondern auch nach Israel, Südafrika, an die fundamentalistische FIS in Algerien. Das berichtet das ZDF-Magazin „Kennzeichen D“ heute abend. Im Hintergrund, so das Magazin, steht die osteuropäische Mafia, sie verdient Millionen, will damit in der Bundesrepublik Firmen gründen und im Bankwesen Fuß fassen. An der Spitze stehen Exoffiziere aus der früheren UdSSR und der Tschechoslowakei. Die Recherchen, heißt es, werden vom Landeskriminalamt Sachsen bestätigt. Dessen Sprecher Uwe Pradel scheint den Bericht zu bestätigen: „Wir wissen, daß im nordböhmischen Raum eine Vielzahl organisierter Kriminalität abläuft, natürlich auch Waffenhandel“.

LKA-Mitarbeiter Hofner ist auf Anfrage vorsichtiger: Kein Zweifel, es gebe im Grenzgebiet zur Bundesrepublik organisierte Kriminalität, vor allem Prostitution und Schlepperbanden, auch Waffenhandel. Aber die ganz große Mafia – vieleicht doch ein wenig aufgebauscht. Bestätigen kann Hofner aber, daß Anfang 1995 vom Zoll am Grenzübergang Zinnwald an die 1.000 Maschinenpistolen beschlagnahmt wurden. Auch, daß Ende Juli der Polizei in Leipzig ein Algerier ins Netz ging, der, wie „Kennzeichen D“ berichtet, unterwegs mit Kalaschnikows sowjetischer Produktion für die islamistische FIS“ gewesen sein soll. Interviewt wurde auch ein ehemaliger Major, heute „Bandenchef“: „Früher haben die Russen Deutschland okkupiert, ganz legal. Jetzt versuchen wir, Deutschland zu unterwandern, still zu okkupieren, und das klappt.“ Wolfgang Gast