■ Querspalte
: Eine Postkarte genügt

Kennen Sie Herrn Kasperek? Oder Frau Gottschalk-Schlutt? Das sind schwer treue Seelen. Vorzeigesozialdemokraten sind das, die ihr Parteibuch noch in der linken Brusttasche dicht am Herzen tragen. Sie sind gewissermaßen die Speerspitze der SPD, Vorständler im Unterbezirk Recklinghausen, und als solche stehen sie wie eine Wand hinter ihrem Vorsteher Rudi Ratlos.

Weil der schon seit Monaten Feuer kriegt, wollen Kasperek & Gottschalk- Schlutt im Rahmen einer „Aktion Aufwind“ in die außerparlamentarische Opposition gehen und Unterschriften sammeln – für Rudi. Allerdings darf nicht jeder einfach so unterschreiben. Nur wer gegen unerträgliche Streitereien, schädliche Profilierungen, für soziale Gerechtigkeit, mehr Sachthemen und eine prima Opposition ist, der setzt seinen Namen auf eine Postkarte, die direkt an Rudi (Ollenhauerstraße 1, 51113 Bonn) geht. Gruß und Kuß muß niemand draufschreiben, denn die Botschaft ist schon vorgedruckt: „Ich bin für eine starke SPD mit Rudolf Scharping.“

Bärenstarke Soli-Sache, nur: Was macht Rudi jetzt mit der ganzen Post? Er könnte die Briefmarken sammeln, gut. Oder die Karten seiner Frau vorlesen. Er könnte jeden Morgen auf den Kartenstapel klettern und Richtung Nordnordost urschreiig dem Gerhard den Gorilla machen. Wir schlagen noch Besseres vor: Die Baracke bekommt einen Recklinghauser Meditationsraum. Statt Fototapete mit Südseemotiv tapezieren wir die Kartengrüße vom Unterbezirk. Ein Meer von Solidarität, das dem Vorsitzenden tägliche Stärkung verleiht. Eine geschickt installierte Windmaschine läßt den Aufwind sanft blasend Gestalt annehmen. Und die gut dosierte morgendliche Anabolikapille würde Rudi auch rein optisch stark und stärker machen.

Wir wissen ja: Autosuggestion ist alles – Politik, Überzeugungskraft, Ausstrahlung, Kompetenz ist nichts. Die schicken Postkarten gibt's in der Paulusstraße 45, in 45657 Recklinghausen. Postkarte genügt! Manfred Kriener