Anschlag auf die Gegner Saddam Husseins

■ Mindestens 28 Tote in Irakisch-Kurdistan. Die Opposition beschuldigt Bagdad

Berlin (taz) – Bei dem bisher schwersten Attentat auf irakische Oppostionelle sind am Dienstag mindestens 28 Menschen getötet und 70 verletzt worden. Nach Angaben des Oppositionsbündnisses „Irakischer Nationalkongress“ (INC) explodierte der Sprengsatz vor den Büros der Organisation in Salahaddin im kurdischen Norden Iraks. Gestern erklärte ein Sprecher des INC, insgesamt seien sieben Häuser zerstört worden. Unter den Opfern befänden sich Kinder und der INC-Funktionär Saif Raschid Sindi. Unter den Trümmern würden weitere Opfer vermutet. Die Bombe habe der irakische Geheimdienst gelegt.

Der INC wurde 1992 in Wien gegründet. Seine wichtigsten Büros unterhält er in London und Salahaddin. Von den de facto von der irakischen Zentralgewalt unabhängigen kurdischen Teilen Iraks unternahmen bewaffnete Einheiten des INC Angriffe auf irakische Truppen. Mit Unterstützung kurdischer Peshmerga versetzten sie den irakischen Truppen zum Teil herbe Schläge. Im Frühjahr attackierten INCler gemeinsam mit Kämpfern der „Patriotischen Union Kurdistans“ (PUK) die Ölstadt Kirkuk. Der jetzt getötete Saif Sindi war nach Angaben des INC Sicherheitschef der Organisation und treibende Kraft im Kampf gegen Saddam Hussein.

Im Frühjahr 1991 erhoben sich die irakischen Kurden gegen Bagdad. Die Aufstände wurden blutig niedergeschlagen. Dennoch errichteten die Kurden unter dem Schutz der Allierten eine selbstverwaltete Zone, irakische Geheimdienstler versuchen sie durch Anschläge zu destabilisieren. Im September war bei einem Anschlag in der kurdischen „Hauptstadt“ Arbil ein führender Kurdenpolitiker ums Leben gekommen. Aber nicht alle Attentate im Nordirak gehen auf das Konto der irakischen Führung. Als im Februar in Sacho eine Autobombe 73 Menschen in den Tod riß, machte die „Demokratische Partei Kurdistans“ (KDP) dafür die rivalisierende PUK verantwortlich. In Salahaddin befindet sich auch das Hauptquartier der KDP. Thomas Dreger