Sind so kleine Punkte

■ Der Bremer Comic-Zeichner Peka veröffentlichte sein erstes Heft

Die meisten StudentInnen haben kein Bestreben, ihre Examensarbeiten mit der Welt zu teilen. Nicht so Kunststudent Peter Körtjes. Der hatte kürzlich seine Arbeit als Ausstellung an die Wände des Lagerhaus-Cafés gehängt und zugleich noch Teile daraus als Comicheft veröffentlicht. Allerdings sind weder die Ausstellung noch das Comicheft „Mister Deadhead – Life Is Art Enough“ als Studentenulk zu werten. Schließlich hat Peter unter dem Künstlerkürzel Peka bereits einen beachtlichen Ruf in Bremens Comic-Szene.

Seine inhaltlich wie stilistisch wilden Seiten gehören zu den Glanzlichtern des Comic-Magazins „Panel“, die von ihm gestaltete Lagerhaus-Speisekarte wird immer wieder bestaunt, etliche Konzertplakate und Plattenhüllen zieren seine Figuren ebenso wie diverse Titel- und Innenseiten des inzwischen krepierten Hardcore-Magazins „Gags & Gore“.

Das Mr. Deadhead-Heft sammelt die Abenteuer Pekas gleichnamiger Comic-Figur von 1991 bis 95. Der Herr Deadhead sieht aus wie ein halb skelettierter Donald Duck mit traurigem Blick aus dem einen verbliebenen Auge und geknickter Körperhaltung. Er weiß, daß das Leben schwer ist und bekommt diese Erkenntnis immer wieder mit Karacho um die imaginären Ohren geklatscht: Sein Arbeitgeber will als Loyalitätsbeweis, daß er Scheiße frißt, in der virtuellen Holo-Klapsmühle trifft er noch deprimiertere Geister als sich selbst.

Peka selbst kennt „Natural Born Killers“ bestimmt nur vom Hörensagen, denn er geht prinzipiell nie ins Kino, weil er einen Fernseher hat. Der läuft Tag und Nacht, und selten hat sein Besitzer die Geduld, längere Zeit beim selben Programm zu verweilen. Sein unruhiger Fernbedienungsdaumen bedingt die Zapping-Dramaturgie seiner Geschichten, wenn man sie denn so nennen möchte.

Eigentlich sind es eher flotte Abfolgen bizarrer Situationen, graphisch umgesetzter Bonmots, von Zitaten von Georg Büchner bis Gene Roddenberry und Gastauftritten von Promis wie Andy Warhol, Oliver Hardy oder Sesam-Ernie.

So inhaltlich improvisiert diese Comics wirken, so engelsgeduldig sind sie gezeichnet. Unzählige kleine Punkte, großzügig geschwungene Linien und keinerlei Respekt vor traditionellem Lay-out zeichnen Pekas Stil aus. Nie würde es ihm einfallen, ein Panel (also ein einzelnes Comic-Bild) brav mit einem Lineal zu ziehen. Bei ihm greifen die Panels ineinander über oder sind gleich als verschiedene Aspekte eines ganzseitigen Gesamtbildes angelegt. Das mag zunächst verwirren, entpuppt sich aber bald als spannende und vergnügliche Entdeckungsreise fürs Auge.

Als Ansatz eines roten Fadens zieht sich der Zwiespalt zwischen Kunst und Kommerz durch die Erlebnisse des Mr. Deadhead. Peka selbst ist das nicht fremd, gestaltete er doch bereits Skateboards und Mr. Deadhead-PEZ-Spender. In wie fern der Verkauf seines Comicheftes den Verkauf seiner Künstlerseele vorantreibt, wird sich zeigen. Das bei „Virus X“ verlegte Produkt kostet fünf gut angelegte Mark.

Andreas Neuenkirchen

erhältlich u.a. bei Pegasus und Überschall