Süden ohne Internet

■ Viele Länder des Südens sind vom Internet-Zugang ausgeschlossen

London (IPS) – Die Datenautobahn Internet, die derzeit 40 Millionen Menschen nutzen, droht die Kluft zwischen den Ländern des Nordens und Südens zu verbreitern. Nach einer neuen Studie des Londoner Panos-Instituts ist die für eine sinnvolle Nutzung des Netzes notwendige Technologie für viele Staaten im Süden entschieden zu teuer. „Eine neue Informationselite droht sich herauszubilden, und die Mehrheit der Weltbevölkerung wird ihr nicht angehören“, heißt in der Untersuchung.

Von den derzeit etwa fünf Millionen Internet-Anschlüssen befänden sich 70 Prozent in den USA. Ein Land wie Vietnam verfüge demgegenüber über zwölf Anschlüsse, und von allen afrikanischen Staaten hätten nicht einmal zehn überhaupt Zugang zum Netz.

„Das Internet ist unbestreitbar eine der wichtigsten Informationsquellen“, sagte Mike Holderness, der Autor der Studie. In den Entwicklungsländern aber hätten nur wenige Universitäten, Unternehmen, Journalisten, Forscher und Regierungen Zugang zu den über das Netz verbreiteten Materialien.

Vor allem in Afrika sei das für die Datenübertragung unabdingbare Telefonnetz überaus lückenhaft. Zudem sei der Zugriff auf Internet im Norden erheblich preiswerter. Ohne Direktanschluß ins Internet, also gerade in den Ländern des Südens, muß der Nutzer für eine internationale Telefonverbindung zahlen. Auch die elektronischen Geräte sind im Süden teurer. So kostet ein Modem in Indien viermal soviel wie in den USA.

Abhilfe schaffen könne nur eine Neuorientierung der Entwicklungshilfe, sagte Heather Budge- Reid, Panos-Direktorin für den Bereich Information. Die Investitionen, so die Internationale Union für Telekommunikation, müßten im Jahr um 30 Milliarden Dollar steigen. Andernfalls drohe dem ohnehin armen Süden zusätzlich eine „Informationsarmut“.