Aus Müll mach Geld

■ Ostdeutsche Entsorgungsfirma Sero AG präsentiert Rekordgewinne

Berlin (rtr/taz) – Der Star der ostdeutschen Aktiengesellschaften ist das Recyclingunternehmen Sero. Vor acht Monaten als viertes Ostunternehmen an die Börse gegangen, meldete die Sero Entsorgung AG gestern Erfolge auf der ganzen Strecke. Der Umsatz kletterte im Geschäftsjahr 1994/95 um 59 Prozent auf 135 Millionen Mark, das Ergebnis um 53 Prozent auf 10,1 Millionen Mark. Wer im März dieses Jahres bei der Börseneinführung Sero-Aktien für 22,50 Mark erwarb, kann sich freuen. Gestern wurden die Aktien mit 39 Mark gehandelt, das ist eine Wertsteigerung von satten 73 Prozent.

Derzeit wird allerdings nur ein Zehntel der Sero-Aktien an der Börse gehandelt; 90 Prozent gehören den westdeutschen Müllunternehmern Johannes und Dieter Löbbert. Die Brüder hatten 1991 mehrere Sero-Betriebe, vorwiegend in Brandenburg, von der Treuhand übernommen.

Als einzige Entsorgungsfirma führen die Brüder Löbbert nun das zu DDR-Zeiten praktizierte Recyclingkonzept weiter: Sero sammelt jetzt wie einst an über hundert bemannten beziehungsweise befrauten Abgabestellen sortenrein Abfälle, bereitet sie auf und verkauft sie an die recycelnde Industrie. Gesammelt werden neben Glas, Papier und Lumpen aus Privathaushalten vor allem auch Gewerbeabfälle. Bewußt stellt sich Sero damit in Gegensatz zum Dualen System (DSD), das Verpackungsmüll größtenteils bunt gemischt in gelben Tonnen sammelt und deswegen viel geringere Preise für die Wertstoffe erzielt.

Sero geht auf Expansionskurs. Im neuaufgebauten Geschäftsfeld Elektronikrecycling etwa, in dem Sero mit Siemens zusammenarbeitet, konnte der Umsatz auf 5 Millionen Mark glatt verdreifacht werden, verkündete Vorständlerin Ingrid Holldorf. Nächstes Ziel ist nun die Ausdehnung der Geschäfte nach Westdeutschland. Selbstbewußt spricht der Vorstand davon, daß Sero im klassischen Recycling nicht weniger als die Marktführerschaft anstrebt. lieb