„Wir wissen, woher Sie wissen“

■ Undurchsichtige Schmutzkampagne gegen einen Journalisten: Jürgen Roth wird per Flugblatt als Stasi-Mitarbeiter verleumdet

Berlin (taz) – Bei den Themen organisiertes Verbrechen, Waffenhandel oder Polizeiübergriffe ist Jürgen Roth einer der bekannteren Autoren. Jetzt versuchen Unbekannte, den Journalisten als Stasi-Mitarbeiter zu verleumden. Auftakt war ein krudes Flugblatt, das im September bei der Vorstellung von Roths jüngstem Buch über Korruption ausgelegt wurde. „Wir wissen, woher Sie wissen, verehrter Herr Roth“, stand darauf, „aber wenn das rauskommt, kommen Sie rein und für sehr lange Zeit nicht wieder raus.“ Uralte Zeitungsartikel mit Reaktionen auf Roths Veröffentlichungen waren mit jüngeren Meldungen über die frühere Europaabgeordnete Brigitte Heinrich und den RAF- Anwalt Claus Croissant vermixt – der Eindruck wurde erweckt, Roth habe wie die beiden Kontakte zur Stasi unterhalten und die militante Szene der alten Bundesrepublik unterstützt.

Tage später ging mit Briefkopf „Constanze Steinbeck, Rostock, Journalistin“ bei verschiedenen Redaktionen ein Schreiben ein, in dem es unter Bezugnahme auf das Flugblatt hieß „Autor Roth in Not?“ und daß Jürgen Roth „für den MfS gearbeitet“ habe. Steinke ist Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion in Mecklenburg-Vorpommern. Sie schwört Stein und Bein, nichts mit dem Brief zu tun zu haben. Sie hat wie Jürgen Roth Strafantrag gestellt. Höhepunkt der Kampagne ist, daß das Hetzblatt jetzt per Post an Roths Nachbarschaft in Frankfurt/Main verschickt wurde. Die Polizei ermittelt, Roth vermutet hinter der Kampagne „Leute, die ich in dem Buch erwähnt habe“. wg