: Halt die eine Wange hin...
■ Neue Bewegungschancen nach Zwickels Initiative
Das politische Timing wirkt wie eine Ohrfeige, deren Wucht – lang geplant – nicht mehr zu stoppen war: Das Bundeskabinett beschließt eine jährlich fortschreitende Kürzung der Arbeitslosenhilfe – just einen Tag nachdem Deutschlands mächtigste Gewerkschaft einen Pakt vorgeschlagen hat: Tarifliche Stillhalterunde, aber nur unter der Bedingung, daß unter anderem die Arbeitslosenhilfe unangetastet bleibt.
Aber die zeitliche Kongruenz war keine gekonnte Machtdemonstration. Norbert Blüm hat seine Sparpläne stur durchgezogen – und dabei übersehen, daß die IG Metall hinterrücks die Koordinaten verschoben hat. Die Ohrfeige der Bundesregierung trifft ein Gegenüber, das nicht mehr derjenige ist, gegen den man zum Schlag ausgeholt hat. Der Gegner ist plötzlich stärker und flexibler als vermutet. Das kann sich rächen.
Sehr viel eindeutiger als mit der Diskussion um Arbeitszeitverkürzung sendet IG-Metall-Chef Zwickel hier Signale an die traditionellen „Schmuddelkinder“ der Gewerkschaften, die Arbeitslosen. Wenn die Bundesregierung so weitermacht und die IG Metall das „Bündnis für Arbeit“ ernst nimmt, dann könnte die nächste Tarifrunde mehr in Bewegung setzen als ein paar wackere Betriebsräte. Vera Gaserow
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