SS-Mann Erich Priebke muß zurück nach Italien

■ Argentinischer Gerichtshof beschließt Auslieferung des mutmaßlichen Kriegsverbrechers

Rom (taz) – Von den Partisanenvereinen und der Jüdischen Gemeinde bis hin zu den „geläuterten“ Neofaschisten um den Sekretär der Nationalen Allianz, Gianfranco Fini, herrscht in Italien einhellige Genugtuung über die Auslieferung des ehemaligen SS-Mannes Erich Priebke, die der Oberste Gerichtshof in Buenos Aires verfügt hat. Priebke wird als Mittäter des Massakers in den Ardeatinischen Gräben bei Rom beschuldigt, bei dem 1944 335 Geiseln erschossen wurden. Nach Erkenntnissen der italienischen Behörden soll Priebke dabei selbst mitgeschossen haben. Priebke bestreitet seine aktive Teilnahme und den Vorwurf, er habe die Opfer mit ausgesucht. Die unteren argentinischen Gerichte hatten ihm geglaubt, seine Auslieferung verweigert und seine Haftentlassung verfügt. Italien sah sich um Gerechtigkeit geprellt – da sprangen die deutschen Behörden ein und verlangten nun ihrerseits die Auslieferung Priebkes. Das hat zwar kaum Aussicht, weil die Verbrechen nicht in Deutschland begangen wurden, aber die argentinischen Behörden stellten Priebke unter strengen Hausarrest. Er hatte seine Flucht vorbereitet.

Wann er in Rom eintrifft, ist allerdings noch unklar: Priebke versucht unter Verweis auf den deutschen Auslieferungsantrag die Auslieferung nach Deutschland zu erreichen. Einmal im Lande, würde er seine nie abgelegte deutsche Staatsbürgerschaft reklamieren und könnte nicht an Italien ausgeliefert werden. Werner Raith