■ Soundcheck
: Cypress Hill

Gehört: Cypress Hill. Am Anfang war „The End“. Mit dem Intro des Doors-Stücks eröffneten Cypress Hill etwas irritierend. Auf der weit entfernten Bühne im Docks hatte man ferner einige Probleme, B-Real überhaupt zu erkennen. Die Dreads und den wuchernden Bart gestutzt, sah er doch reichlich manierlich aus, der widerständige Berserker von der Cypress Avenue in Los Angeles. Wird ihm die neue Frisur den Grenzübergang mit den Taschen voller weed erleichtern? Weiß der Pro-Marihuana-Aktivist etwa nichts von der Legalisierung des Privatgebrauchs hierzulande? Sind Zöllner wirklich so doof?

Wenn Cypress Hill im Studio ein Quartett sind, so macht B-Real jeden Live-Auftritt zu einer Show. Was sich beim ersten Auftritt noch aus seiner schieren Präsenz, seinem charismatischen Mitteilungsdrang herleitete, wurde diesmal noch durch die Erkältung von Sen Dog, der unter seiner Ski-Jacke röchelte, befördert.

Unter ihrem Markenzeichen, dem Totenkopf, fächerte DJ Muggs druckvoll ein Programm aus Hit-Potpourris und ihrer in Kürze erscheinenden Platte Temples Of Boom auf. Dabei zeigte sich, daß es keine gute Strategie ist, vor der Veröffentlichung zu touren. Denn das Neue wurde erstmal abgewiesen, um die bekannten Gassenhauer einzufordern. Da sich die HempHip Hopper aber bewußt sind, daß der erste Moment nach dem Intro die Gänsehaut macht, zogen sie diese Bedürfnis-Befriedigung mit Prince-Samples, dem Bongo-Geklopfe des neu hinzugestoßenen Eric Bobo genüßlich in die Länge. Und dann kam er stets, der allmächtige Boom.

Volker Marquardt