Aschenbecher voll!

■ Eine Schnitte Kultur mit Eddy Winkelmann im Schmidt

Der Vorhang ist noch unten. Blues-Riffs dringen in den Zuschauerraum. Das Publikum weiß: Eddy macht sich startklar. Die Begleitkapelle steigt ein, der Vorhang geht hoch. Bühne frei für Eddy Winkelmann, heute im Bademantel: „Mir war schlecht, du machst mit einem anderen rum.“ Nach dem ersten einsamen Boogie die erste Ansage: „Wenn ich den Idioten zu fassen krieg', der mir gesagt hat, daß hier eine Bademantelparty stattfindet.“ Das Publikum will noch nicht so recht einsteigen.

Dafür hat der Dichter, Komiker, Schauspieler und Liedermacher – wie es in der Programminformation heißt – noch jede Menge Alltagsweisen im Gepäck: „Ich stell' die Heizung auf acht, meine Garantie für eine heiße Nacht.“ Oder: „Ich bin nicht gern allein, ich schalt' den Fernseher ein.“ Geschichten eines schonungslos vor uns ausgebreiteten Lebens mit all seinen Tücken und kleinen Marotten.

Außerdem bekommen Leichtkost-Fanatiker genauso wie die die Umwelt verschandelnden Handy-Halter ihr Fett weg. Gesellschaftskritik auf Zimmerlautstärke. Gut, daß Eddy noch ein paar illustre Gäste zur Auflockerung dabei hatte. Zwei russische Zauberer konnten ein Tuch auf magische Weise immer wieder zum Verschwinden bringen, ein anderes Duo bescherte Tanzakrobatik, und Igor Schwarzenegger alias Jeff Hess aus New York unterhielt mit Pantomime. Zwischendurch immer wieder Eddy: „Ich bin Jungfrau, sie ist Stier. Ich spiel' Gitarre, sie Klavier.“ Dazu swingt die Begleitband unakzentuiert locker, nie zu laut, amerikanischen Fernfahrerblues imitierend, der auf deutsche Verhältnisse einfach eins zu eins übertragen wird. Das birgt arge Authentizitätsverluste.

Doch Eddy Winkelmann, gelernter Feinmechaniker, Offsetdrucker und schließlich Sozialarbeiter, läßt sich nicht beirren: „Auto kaputt, Raststätte angelaufen, Aschenbecher voll.“

Kai Mierow

Noch am 10. und 11.11. um 24 Uhr im Schmidt-Theater