„Wir haben jede Menge Leben“

■ Ausstellung „PositHIVe Lebenswelten“ mit Werken HIV-infizierter Frauen

Selbstbewußt und zuversichtlich blicken die drei Frauen in die Kamera. Die blau, rot, gelb und grün eingefärbten Porträtaufnahmen werden von kurzen Texten teilweise überdeckt. „Wir sind da – weiblich und positiv“ steht an den Bildern. Und: „Wir haben jede Menge Leben.“ Die großformatige Collage gehört zur Ausstellung „PositHIVe Lebenswelten“, die den ganzen November über im Rathaus von Kreuzberg zu sehen ist.

Die rund 30 Bilder sollen dazu beitragen, die Öffentlichkeit auf die Probleme aidskranker und HIV-infizierter Frauen aufmerksam zu machen, sagt Carmen Hermsdorf vom Verein „OffensHIVe“, der die Ausstellung gestaltet hat. Die Motive der Arbeiten sind ganz unterschiedlich: Landschaften in kräftigen Farben, Stilleben und Collagen zu Themen wie Liebe, Aufklärung, Begegnung und Ausgrenzung machen deutlich, mit welchen Wünschen und Ängsten sich die von der Infizierung betroffenen Frauen auseinandersetzen und wie sie damit umgehen.

„In der Gesellschaft herrscht immer noch die Ansicht vor, daß HIV-infizierte Frauen entweder Prostituierte oder Junkies sind“, stellt Brigitte Popp von „OffensHIVe“ nüchtern fest. Dabei seien es meist „ganz normale heterosexuelle Frauen“, betont sie. In Berlin werde ihre Zahl derzeit auf rund 2.000 geschätzt. Aus Angst vor Diskriminierungen zögen sich viele nach der Diagnose „HIV-positiv“ aus dem sozialen Leben zurück.

Um speziell auf die Bedürfnisse von Frauen zugeschnittene Beratungs- und Betreuungsangebote zu schaffen, gründeten 13 aidskranke oder HIV-infizierte Frauen im November vergangenen Jahres den Verein „OffensHIVe“. Seine Arbeit ist allerdings durch Finanznöte bedroht. „OffensHIVe“ finanziert sich bislang ausschließlich über Spenden. Die Mitglieder arbeiten ehrenamtlich.

Das vom Kreuzberger Bezirksamt zur Verfügung gestellte Büro müsse im Januar kommenden Jahres aufgegeben werden, erzählt Brigitte Popp. Als „letzte Rettung“ habe der Verein jetzt beim Bezirksamt einen Antrag auf Projektförderung gestellt.

Mit der Ausstellung sind die Aussichten für eine Bewilligung gestiegen. Die kleine Galerie wurde direkt vor den Räumen des noch amtierenden Bezirksbürgermeisters Peter Strieder (SPD) aufgebaut. „Vielleicht unterschreibt er ja den Antrag, wenn er jeden Tag durch die Bilder an uns erinnert wird“, hofft Popp. Gesine Wolfinger, epd

Die Ausstellung ist bis 29. November werktags von 8 bis 18 Uhr zu sehen. Am Donnerstag, 30. November, 14 Uhr, sollen die Bilder versteigert werden.