Bauakademie: Platz frei für das Nichts

■ Nach dem Abriß des Außenministeriums: Alle wollen den Schinkelbau wieder aufbauen, doch keiner will ihn finanzieren

Die Planung für den Wiederaufbau der Schinkelschen Bauakademie Unter den Linden ist in die Sackgasse geraten. Auch nach einem Expertenkolloquium sind Finanzierung und Nutzungskonzept weiterhin unklar. Die öffentliche Hand will die Finanzierung Investoren überlassen. Doch diese räumen der Kultur nur Restflächen ein.

In wenigen Wochen wird das ehemalige DDR-Außenministerium verschwunden sein. Unter den Trümmern kommen die Fundamente des Schinkelbaus zum Vorschein. 1993 fiel es dem Senat leicht, den Abriß des voll funktionsfähigen Gebäudes zu beschließen. An seiner Stelle sollte Schinkels Bauakademie und der nach ihm benannte dreieckige Platz wiedererstehen. Weiter gingen die Vorstellungen im Senat und unter Fachleuten schon damals nicht.

Während eine Fraktion mit Jonas Geist, Professor an der Hochschule der Künste, und dem Architekturkritiker Manfred Sack an der Spitze zu einem modernen Entwurf und zeitgemäßer Nutzung aufrief, fordert der „Verein zum Wiederaufbau der Schinkelschen Bauakademie“ seit 1991 die originalgetreue Rekonstruktion. Antworten für Nutzung und Finanzierung gibt der Verein keine. Ein Denkmal zurückzubekommen sei genug Gegenwert für staatliche Förderung, heißt es.

Doch Neugebautes ist kein Denkmal, ein Kunstwerk nicht wiederholbar, genauso wenig wie seine Nutzung. Architekten wie Josef Paul Kleihues träumen von einem Architekturmuseum. Weniger jenseitige Vorschläge, etwa von Harald Bodenschatz, Stadtplaner an der TU, gehen von einem Forschungszentrum „Europäische Stadt“ aus. Durch den Bauboom sei Berlin schließlich der Ort in Mittel- und Osteuropa, an dem sich die Fragen des Wandels am drängendsten stellen. Hier fehle ein zentrales Forum.

Alle diese Wünsche kranken freilich an der Finanzierung. Zwar ist der Senat begeistert davon, der Architekturstadt Berlin international Geltung verschaffen zu können. Doch die Haushaltslage verweigert eine Finanzierung durch den Senat. So berief Senatsbaudirektor Hans Stimmann Mitte Oktober ein Kolloquium ein, um über alternative Modelle der Nutzung und Finanzierung nachzudenken.

Roger Diener von der Architekturgalerie Basel präsentierte seine Institution als Vorbild. Berufsverbände und Bauindustrie finanzierten eine Stiftung, die ein Haus kaufte, sanierte und heute ein unabhängiges Forum bildet.

Großinvestor Klaus Groth machte eine Rechnung auf: Für ein tragfähiges Finanzierungskonzept reiche die Bauakademie nicht aus. Der Bund müsse der Stiftung auch die angrenzenden Grundstücke, den Streifen bis zur Straße Unter den Linden mit dem ehemaligen „Kommandantenhaus“, überlassen. Selbst dann aber lasse eine Mischung mit Büros und Wohnungen – etwa für den Regierenden Bürgermeister – nur ein einziges Geschoß für kulturelle „Kernnutzung“ übrig.

Das aber lehnt Bauminister Töpfer ab. Schließlich ist der Wert dieser Grundstücke weit höher als die Kosten für den Aufbau der Bauakademie. So passiert vorerst nichts. Hans Wolfgang Hoffmann