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: Bumst, Berliner Bären!

Noch nie fiel es dem gemeinen Berliner, dem schizophrenetisch von sich selbst begeisterten Bulettenbürger, so schwer, das grundlose Entzücken übers eigene Berlinersein hochzuhalten wie jetzt. Wie gut also, daß wir im Zoo die Pandabären haben! Aus Gründen, die nur tiefenpsychologisch zu ermitteln sind, hat der Berliner den komatös lethargischen Bambusbären aber nur dann lieb, wenn der sich vermehrt. Und genau da bahnt sich die Tragödie an! Bao Bao, der erste Bär am Platze, ist einfach nicht sexy. Seine Erstgattin Tian Tian: aus erotischer Langeweile verstorben; bei der Londonerin Ming Ming, der Bao Bao im Bums- Bomber zugeführt wurde, prallte er glatt ab – und jetzt die gleichen Scherereien mit Yan Yan (9)!

Da aufgrund der ausbleibenden Schwangerschaft bereits befürchtet wird, der Chines' hätte uns eine unfruchtbare Mätresse für den hiesigen Identitätsbären angedreht, bewegt sich jetzt Woche für Woche eine Prozession betender und singender BerlinerInnen in festlichem Zug vom Zoo zum „Institut für Zoo- und Wildtierforschung“ in Berlin-Lichtenberg: Mit sich führen die Getreuen Bärenpisse und Bärenscheiße. Ein ums andere Mal aber müssen die Fäkalienträger nach Untersuchung der Proben deprimiert wieder abziehen: nichts. Kein Zeichen von Vermehrungswillen. Es ist entsetzlich.

Schon rät Frau Ursula S. (58) im Zuge einer Bild-Volksbefragung: „Man sollte die beiden mal zusammenstecken. Vielleicht vertragen sie sich doch!“ Aber wieso, Frau S., soll das Verfahren, das an den Berlinern selbst schon gescheitert ist („einfach mal zusammenstecken“), ausgerechnet bei den sexual-delikaten Pandas funktionieren?

So hart die Einsicht ist: Bei der notorischen Bockigkeit der Pandas wird nichts helfen als abwarten. Hoffen wir, daß sie's wenigstens noch tun, bevor die Regierung kommt. Denn die kann, aus den bekannten symbolischen Gründen, erst dann mit dem Umzug beginnen, wenn die Bären schon bumsen. Tragisch! Klaus Nothnagel