Solidarität für ägyptischen Islamforscher

■ „Unterstützungskomitee Nasr Abu Zaid und Ibtihal Yunis“ gegründet

Bonn (taz) – Der ägyptische Koranforscher Nasr Hamed Abu Zaid will seine religionswissenschaftlichen Arbeiten zum Islam trotz erheblichen Drucks radikaler Fundamentalisten nicht widerrufen. Als „gefährlichen Präzedenzfall“ bezeichnete er gestern in Bonn das Gerichtsverfahren, in dem er im Juni 1995 von einem Gericht in Kairo zur Zwangsscheidung von seiner Frau, der Romanistin Dr. Ibtihal Yunis verurteilt worden war. Auf einer Pressekonferenz bezeichnete das deutsche „Unterstützungskomitee Nasr Abu Zaid und Ibtihal Yunis“ den Fall des Religionswissenschaftlers als „Schandurteil“. Für das Komitee forderten der Kölner Islamwissenschaftler Navid Kermani und der Bonner Islamprofessor Stefan Wild die Aufhebung des Urteils. Zu den Gründungsmitgliedern zählt auch die Friedenspreisträgerin des Deutschen Buchhandels, Annemarie Schimmel. Fundamentalisten und islamistische ägyptische Intellektuelle hatten den Wissenschaftler beschuldigt, mit seiner toleranten Islaminterpretation vom islamischen Glauben abgefallen zu sein, und ihn wegen dieses „Apostats“ verklagt.

Das in der islamischen Geschichte einmalige Urteil war auch in zweiter Instanz Ende September vom obersten ägyptischen Berufungsgericht nicht aufgehoben worden. Bei seinem ersten Auftritt nach der Ausreise aus Ägypten bekannte sich Zaid zu seiner Arbeit und erklärte, das Urteil sei „eine Bedrohung für die gesamte Gesellschaft und für alle zivilen Institutionen“. Ein Solidaritätskomitee in Ägypten hat nach Angaben von Kermani über 1.000 Unterschriften zur Unterstützung des Ehepaares gesammelt. Zaid kündigte erneut Berufung gegen das Urteil an. Ingo Arend