U-Club sucht Winterquartier

■ Die beiden Kulturveranstalter U-Club und Art Kombinat kommen sich im Winter in die Quere. Gemeinsam genutzte Halle im Treptower Busdepot ist nicht schalldicht

Herbstliche Außentemperaturen bringen auch die Beziehungen zwischen U-Club und Art Kombinat erneut in gefährliche Nähe des Gefrierpunktes. Die beiden freien Kulturveranstalter teilen sich das etwa 8.000 Quadratmeter große Gelände eines ehemaligen Bus- Depots in Treptow mit betonierten Freiflächen und einer riesigen Halle, in der die BVG früher ihre Busse untergestellt hat. Während der Sommersaison war dort Platz für beide, weil die Veranstaltungen des U-Clubs im Freien stattfinden konnten. Der bevorstehende Winter hat jedoch Streit um die Nutzung der Halle gebracht.

Seit April 1994 veranstaltet der U-Club am Bus-Depot in der Eichenstraße 4 Streetballturniere, Workshops und die multikulturelle Produktion YAAM (Young And African Market). Nach eigenen Angaben haben im Sommer 1994 etwa 35.000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene verschiedenster Nationalitäten und Hautfarben die Veranstaltungen des U-Clubs besucht. Insbesondere die YAAM-Sessions haben an den Wochenenden die BerlinerInnen scharenweise zu Reggae-Klängen, Basketballspiel und multikulturellem Imbiß auf das Gelände an der Spree gelockt. „YAAM ist eine Mischung zwischen Bronx, Ghetto und Favela“, meint Tom Wiggenhauser, Gründer des U-Clubs. Um nicht wie im vergangenen Jahr eine Winterpause einlegen zu müssen, wurde der angemietete Teil der Halle mit Strom- und Wasserleitungen sowie Toiletten winterfest gemacht.

Allerdings erhebt auch das Art Kombinat Anspruch auf die Halle, schließlich existiert ein Mietvertrag mit der BVG. „Die BVG hat das Gelände zum Teil doppelt vermietet“, sagt Martin Mertens vom Art Kombinat. Mittlerweile wird das Gelände vom Bezirksamt Treptow verwaltet, das beide Kulturgruppen im Bezirk halten möchte.

Doch im neuen Mietvertrag zwischen Art Kombinat und Bezirksamt kommt der U-Club nicht mehr vor. Wiggenhauser fühlt sich vom Art Kombinat übergangen, da der neue Mietvertrag ausgehandelt wurde, ohne die Interessen des U-Clubs zu berücksichtigen. Ein Schlichtungsgespräch am Montag führte zu dem vorläufigen Ergebnis, daß der U-Club die Halle im kommenden Winter mitnutzen kann, langfristig will sich der Bezirk um ein Ausweichquartier bemühen. Im Gespräch ist eine kleinere Halle in der Nähe des Bus- Depots.

„Die ganze Situation ist verzwickt“, meint auch Martin Mertens. Das Art Kombinat nutzt die Halle des Bus-Depots für Konzerte, Kino, Ausstellungen und Theater. Im vergangenen Sommer hat das Art Kombinat sein Kulturprogramm mit „46 Tagen Kultur“ eröffnet. Mit dabei waren neben zahlreichen No-name-Acts auch die Chansonette Georgette Dee und Lotti Huber. Man könne die riesige Halle jedoch nicht schalldicht unterteilen, deshalb sei eine parallele Nutzung unmöglich. „Der U-Club nutzt nur einen kleinen Teil, blockiert damit aber die gesamte Halle für uns“, kritisiert Mertens. „Wir haben immer wieder betont, daß wir YAAM für eine tolle Veranstaltung halten, die es unbedingt weiterhin geben soll. Aber wir brauchen die Halle für unsere Veranstaltungen.“

Schon früher war es immer wieder zu nervenaufreibendem Hickhack zwischen Art Kombinat und U-Club gekommen. Beide Vereine finanzieren sich allein über ihre Einnahmen und sind deshalb auf eine bestimmte Anzahl gewinnträchtiger Veranstaltungen angewiesen. Und die ballen sich nun mal an den Wochenenden. Für Wiggenhauser steht jetzt der Bezirk in der Pflicht, dem U-Club ein Quartier zu besorgen, das auch winterlichen Temperaturen standhält. Elke Gundel