■ Senat verpennt Psychiatriereform
: Luther als Dagobert

Vor zwei Jahren hatten Senat und Parlament beschlossen, 1.500 Krankenhausbetten in der Psychiatrie abzubauen und gleichzeitig die ambulante Versorgung in den Bezirken auszubauen. Mit dieser sinnvollen Reform spart das Land 250 Millionen Mark. Auch die Krankenkassen begrüßten dies und spendierten für die ambulante Versorgung vier Jahre lang insgesamt 60 Millionen Mark.

Doch statt diese Gelder in die ambulanten Einrichtungen zu stecken, bleibt die Senatsverwaltung für Gesundheit auf dem Geld sitzen. In diesem Jahr gab Gesundheitssenator Luther davon gerade mal 4,2 Millionen Mark aus. Die Vereine und Projekte, die in den Bezirken maßgeblich mit dem Ausbau betreuter Wohngemeinschaften und Beratungsstellen betraut sind, warten verzweifelt. Haben sie doch von dem Geld bisher nur Pfennigbeträge gesehen. Mehr als 10 Millionen Mark liegen für 1995 noch bei der Gesundheitsverwaltung im Tresor – Luther als Dagobert Duck, der in seinen Talern badet. Derweil aber müssen die Geschäftsführer einiger Vereine Konkurs anmelden: Miete und Gehälter können nicht mehr bezahlt werden. Betreuten Tageseinrichtungen und Wohngemeinschaften droht das Aus.

Es ist blamabel, daß Gesundheitssenator Peter Luther (CDU) es nach zwei Jahren noch immer nicht geschafft hat, ein „Psychiatrieentwicklungsprogramm“ auf den Weg zu bringen, das den Bedarf an „Aufnahmestationen“ in den Bezirken – flankierend zum Bettenabbau – verbindlich festlegt. Daß diese Psychiatriereform und mit ihr die PatientInnen noch nicht in der Spree ersoffen sind, ist nur der Arbeit der Vereine und Projekte in den Bezirken zu verdanken, die versuchen, zu retten, was zu retten ist. Michaela Eck

Bericht siehe Seite 23