■ Vorlauf
: Strauß, Schalck und der Milliardenkredit

Horst Königstein: „Dicke Freunde“, 20.15 Uhr, ARD

Sie trafen sich in Raststätten, Kirchen und – reiner Zufall – immer wieder im Landhaus eines befreundeten Fleischgroßhändlers. Die Rede ist von Schalck-Golodkowski, Alexander, und Strauß, Franz Josef. Der eine bekennender Kommunist und kapitalverliebter DDR-Devisenbeschaffer, der andere bekennender Kapitalist und Kommunistenhasser und obendrein amtierender Landesvater des bajuwarischen Freistaates.

Daß die beiden so einträchtig zueinander fanden, hatte was mit einem anderen Gutgenährten zu tun: dem aus Oggersheim. Weil Strauß Anfang der 80er seinem Erzrivalen Kohl eins auswischen wollte, fädelte er mit Schalck- Golodkowski das ein, was später als „Milliardenkredit“ in die innerdeutsche Geschichte eingehen sollte.

Wie diese Geschichte zwischen den beiden Systemfeinden auf der rein menschlichen (allzu menschlichen!) Ebene abgelaufen sein könnte, war schon damals eine überaus interessante Frage. Die allerdings niemand stellte, weil es noch primär ums „Politische“ ging. Horst Königstein weiß jetzt Antwort. Und er gibt sie (vermutlich) konsequent in Form einer Polit- Posse. Da geht es mehr um Schweinebraten und Jägerlatein als um Dialektik. Wo Alexander als Gastgeschenk Nippes aus Meißen offeriert, revanchiert sich Strauß mit einer Schnitzarbeit aus Oberammergau. Von diesem Lauf der Dinge ist vieles belegt und anderes (wahrscheinlich) gut phantasiert. Eine Schar absolut hochkarätiger Darsteller gibt die Zombies zwischen Politik und Schrebergarten, und so nimmt die Realsatire aus der deutsch-deutschen Vergangenheit ihren kurzweiligen Lauf.

Das mag für Straußens Nachfahren nun alles nicht sonderlich erquicklich sein, doch Grund zur (gerichtlichen) Klage ist da nun auch nicht zu entdecken. Aber vielleicht steckt ja in jenen ominösen zehn Minuten des Films, die auf Anraten der WDR-Hausjuristen den interessierten Pressefuzzis bei der öffentlichen Werbe-und Verkaufsvorführung vorenthalten wurden, noch irgendein Stein des Anstoßes.Reinhard Lüke