Wohnhaus durch Explosion verwüstet

■ Drei Personen verletzt: „Knapp an Katastrophe vorbei“. Ursache war wahrscheinlich ein manipulierter Gaszähler

Bei einer schweren Gasexplosion im Bezirk Prenzlauer Berg sind in der Nacht zum Mittwoch drei Personen verletzt worden, ein Mann schwebte gestern noch in Lebensgefahr.

Das Unglück ereignete sich gegen 0.40 Uhr in der Erdgeschoßwohnung eines fünfstöckigen Altbaus in der Grellstraße 13. Die Wucht der Explosion war so groß, daß in der Wohnung Wände eingedrückt wurden und die Decke einstürzte. In den Gebäuden des Innenhofs zersplitterten alle Fensterscheiben, zum Teil wurden die Rahmen samt Fensterkästen sowie ganze Wohnungstüren aus der Wand gerissen. Auch die Dachziegel waren von der Druckwelle an mehreren Stellen abgedeckt worden. Noch in einem Umkreis von hundert Metern zersprangen Fensterscheiben.

Der Polizei bot sich „ein Bild des Schreckens“, als sie am Unfallort eintraf, hieß es im Polizeibericht: „Die Mieter sind nur knapp einer Katastrophe entgangen.“ Die Besatzung des ersten Streifenwagens habe mit bloßen Händen nach dem verschütteten 40jährigen Wohnungsinhaber gegraben. Der lebensgefährlich Verletzte wurde ins Krankenhaus eingeliefert. Die Bewohner von 40 der insgesamt 50 Wohnungen im Gebäude wurden evakuiert, weil aus den zerstörten Leitungen Gas ausströmte.

Nach ersten Ermittlungen vermutet die Polizei, daß ein manipulierter Gaszähler in der Wohnung des 40jährigen die Detonation ausgelöst hat. Das bestätigen auch die Berliner Gaswerke (Gasag). In der Wohnung habe man festgestellt, daß der Gaszähler unbefugt abgebaut worden war. Nur Fachleute der Gasag oder Installateure mit Konzession dürften die Zähler „bearbeiten“, alles andere sei fahrlässig, betonte die Sprecherin. „So etwas Schlimmes habe ich in all meinen Dienstjahren noch nicht gesehen“, erklärte Edeltraut Steiner vom Bau- und Wohnungsamt Prenzlauer Berg nach einer Begehung des Hauses fassungslos. Daß nicht mehr Menschen schwer verletzt worden seien, grenze an ein Wunder. Wer nicht das Haus verlassen mußte, reagierte ganz pragmatisch und arrangierte sich mit den Minusgraden, indem die Fenster- und Türlöcher mit Decken verhängt wurden.

Die Mieter waren nach der Explosion stundenlang im unklaren darüber geblieben, ob sie in in ihre Wohnungen zurückkehren konnten. Das lag daran, daß es der Feuerwehr trotz großer Bemühungen nicht gelang, einen Mitarbeiter der Bauaufsicht von Prenzlauer Berg zu erreichen, um die Sicherheit der Wohnungen zu klären. Der Grund: Die Alarmliste mit den Alarmtelefonnummern war veraltet. Schließlich sprang ein Kollege der Bauaufsicht Weißensee ein.

Gasexplosionen solcher Art seien sehr selten, räumte gestern die Sprecherin der Berliner Gaswerke ein. „Unsere Verantwortung endet allerdings beim Hausanschluß“, betonte die Sprecherin. Für den Gasanschluß im Haus sei der Hauseigentümer zuständig. Für die „obdachlos“ gewordenen Mieter der Grellstraße 13/14 versuche man nun schnell und unbürokratisch, mit dem Notwendigsten zu helfen. plu/me