: Dumme Bombe aus Bagdad
■ Britische Waffenhändler von Berufungsgericht freigesprochen
Dublin (taz) – Das Londoner Berufungsgericht hat vorgestern vier Vorstandsmitglieder der Firma „Ordtech“ freigesprochen, weil die Staatsanwaltschaft in erster Instanz entscheidende Regierungsdokumente zurückgehalten habe. Paul Grecian, Stuart Blackledge, Brian Mason und Colin Phillips waren vor drei Jahren wegen illegalen Waffenhandels mit dem Irak – unter anderem ging es um die „Superkanone“ – zu Bewährungsstrafen verurteilt worden. Grecian hatte jedoch jahrelang als Agent für den britischen Verfassungsschutz gearbeitet und mit Wissen der Regierung Waffen nach Bagdad exportiert. Vor dem Prozeß unterzeichneten jedoch die Minister Kenneth Baker, Peter Lilley, Michael Howard und Douglas Hurd „Immunitätszertifikate im öffentlichen Interesse“, damit die Papiere nicht bekannt würden. Obendrein erpreßte man Grecian: Falls er sich nicht schuldig bekennen würde, könnte man ihn nicht vor den Irakern oder der IRA, gegen die er ebenfalls spioniert hatte, schützen. Mit dem Berufungsurteil ist das letzte Hindernis für die Veröffentlichung des Scott-Untersuchungberichts über den Waffenhandel mit dem Irak aus dem Weg geräumt. Wenn es soweit ist, werden wohl einige Kabinettsköpfe rollen. RaSo
Washington (wps) – Die irakischen Militärs haben vor der Invasion in Kuwait angeblich an einer radiologischen Waffe gebastelt. Das teilte der UN-Sonderbeauftragte für die Vernichtung irakischer Massenvernichtungswaffen, Rolf Ekeus am Dienstag dem UN-Sicherheitsrat mit. Laut Ekeus untersuchten irakische Techniker Möglichkeiten zur Verbreitung stark radioaktiven Materials. Das in einem Atomreaktor gewonnene Material habe beispielsweise mit einer herkömmlichen Rakete oder Granate verschossen werden sollen. So hätten die Iraker feindliche Truppen oder ganze Landstriche radioaktiv verseuchen können.
Nach Ansicht von Experten ist bisher selten mit radiologische Waffen experimentiert worden. Anfang der 80er Jahre schlugen USA und UdSSR gemeinsam vor, ihre Ächtung in die Genfer Abrüstungsverhandlungen einzubeziehen. Der Vorschlag wurde jedoch nicht umgesetzt. Während des Koreakriegs dachten US-Militärs über die Entwicklung radiologischer Waffen nach. Sie verwarfen die Pläne, weil Waffen dieser Art für Anwender ebenso gefährlich werden können wie für Opfer. Nach Ansicht des stellvertretenden UN-Waffeninspekteurs Charles Duelfer bastelten die Iraker an einer „ziemlich dummen Waffe.“
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