Bayreuther Lesbe darf doch wieder Blut spenden

■ Rotkreuz-Blutspendeinstitut fand keinen Beleg für erhöhtes Aids-Risiko

Bayreuth (taz) – Die lesbische Bayreutherin, der Anfang Oktober von einem Rotkreuzarzt das Blutspenden verweigert wurde, darf jetzt wieder zum Roten Kreuz kommen: Gestern nahm das Bayerische Blutspendeinstitut seine umstrittene Entscheidung nach der Veröffentlichung in der taz zurück. „Wir haben die Fachliteratur durchforstet und keinen Beleg für ein erhöhtes Aidsrisiko von Lesben gefunden“, meinte Ulrich Pachmann, Leiter des Blutspendeinstituts. Er entsprach damit einer Mahnung der Münchner Rotkreuzzentrale, die Aussperrung schleunigst aufzuheben. Immerhin, eine gewisse Reue war erkennbar. „Falls die Frau ein Leid bei unserer damaligen Ablehnung empfunden hat, werden wir uns bei ihr entschuldigen. Auch den Blutspendepaß werden wir ändern, in dem jetzt noch ,Als Spender nicht geeignet‘ steht“, fügte Pachmann hinzu. Der Bayreuther Arzt blieb allerdings dabei, daß sein Vertreter Robert Offner, der die 28jährige Kinderpflegerin ausgesperrt hatte, korrekt gehandelt hätte: „Er ist kein sturer Arzt, sondern ein besonders verantwortungsbewußter. In den Richtlinien war bei den Risikogruppen nur die Rede von Homosexuellen, es wurde nicht differenziert.“

Ob Beate Müller (Name geändert) künftig wieder Blut spenden wird, ist fraglich. Auf beiden Seiten scheint das Vertrauensverhältnis gestört. Rotkreuzarzt Offner argumentiert, die Frau sei in dem Fragebogen vor der ersten Blutentnahme unehrlich gewesen, weil sie ihre Homosexualität nicht angegeben habe. Beate Müller hat Bedenken, jetzt beim Roten Kreuz „angestarrt“ zu werden. „Mir ging es nicht um die 100 Mark, die ich pro Spende meiner weißen Blutkörperchen bekommen habe, sondern um die Aufhebung der Diskriminierung von lesbischem Blut. Ich habe mich auch für andere Frauen gewehrt.“ Von Manfred Otzelberger