„Wir sind kein Badeverein“

■ Der Sanitäts-Schwimmverein von 1889 ist der älteste reine Schwimmclub Hamburgs

Der Name ist eher rätselhaft. Sanitäts-Schwimmverein Hamburg von 1889 – vielleicht die Betriebssportgruppe des Hafenkrankenhauses? Eher nicht, es ist der älteste Verein in Hamburg, der sich ausschließlich dem Schwimmsport widmet. 210 Mitglieder hat der am 8. Oktober 1889 gegründete Club, den seine Mitglieder Sani 89 abkürzen.

Verschiedene Erklärungen, wie der Verein in St. Pauli zu diesem ungewöhnlichen Namen kam, sind im Umlauf. Die rührendste: Sanitätsschwimmer mußten im vorigen Jahrhundert immer wieder Kinder aus der Elbe bergen, die ertrunken waren. Einige der Rettungsschwimmer beschlossen, einen Verein zu gründen, in dem Kindern das Schwimmen beigebracht werden sollte, um solche Tragödien künftig zu verhindern. So entstand 1889 der Sanitäts-Schwimmverein. Andere Erklärungsansätze erreichen nicht annähernd die poetische Kraft dieser Theorie. Im übrigen wurden die Unterlagen aus der Frühzeit des Clubs in den Bombennächten des Zweiten Weltkriegs zerstört. Man ist also weitgehend auf mündliche Überlieferungen angewiesen.

Noch heute werden beim Sani 89 Schwimmlektionen erteilt. Eltern melden ihre Kinder an. Erwachsene können ebenfalls schwimmen lernen, sagt Geschäftsführerin Ursula Schulz. Doch auch Sport muß sein im Sportverein. Die größten Erfolge errang der Club in den dreißiger und vierziger Jahren, als mehrere Norddeutsche Meisterschaften gewonnen wurden. Heutzutage reicht es meist nur zu hinteren Plätzen.

Das ist vor allem deshalb ärgerlich, weil der Schwimmverband die Vergabe von Trainingszeiten von sportlichen Erfolgen abhängig macht: Nach zu vielen Flops werden die Hallenzeiten gekürzt. Im übrigen ist von einem Franzi-Boom wenig zu spüren. Jugendliche stehen vor allem auf Fit-for-fun-Sportarten, nicht auf kontinuierliches Training. Eine Ausnahme bildet der Sport für die ganz Harten: Dem Verein ist eine Triathlonabteilung angegliedert, die dort ihr Schwimmtraining absolviert.

Seit seiner Gründung ist der Club in St. Pauli beheimatet: Das Vereinsheim steht in den Wallanlagen, trainiert wird im Hallenbad an der Budapester Straße. Schon der langjährige Vorsitzende Willy Mecki Blechschmidt schrieb vor einigen Jahrzehnten zutreffend: „Unsere Jugend kann man nicht mit der Jugend aus anderen Stadteilen vergleichen, bedingt schon durch die besonderen Verhältnisse, die auf St. Pauli herrschen.“ Ein sozialer Brennpunkt ist der Stadtteil noch immer. Viele junge Mitglieder sind Ausländer oder Aussiedler. Der Zugang wird ihnen durch den niedrigen Mitgliedsbeitrag erleichtert: Die Aufnahmegebühr beträgt 20 Mark; danach zahlen Erwachsene 13 Mark im Monat, Kinder neun. Die Mitgliedschaft kommt so billiger als reguläre Eintrittskarten für's Hallenbad. Aber Vorsicht: „Wir sind kein Badeverein“, meint der Vorsitzende Hermann Horx, „man muß im Training auch ein bißchen was tun.“ Olaf Zühlke