Menschlich enttäuscht, sportlich nicht

■ Mario Basler muß in Bremen bleiben, fordert aber von Werder Entschädigung für entgangene Italienfreuden / Basler versprach: Das ist mein letztes Interview

Wie er da sitzt: (Tränen-?)feuchte große Augen, schwer schluckend, die Nase hochziehend, wie er in die Mikrofone und Kameras der versammelten Weltpresse haucht: „Ich bin schwer enttäuscht!“ – da möchte man stehenden Fußes 15 Millionen einsammeln und ihn einfach kaufen. Den Mario. Allein, um endlich das himmelschreiende Unrecht aus der Welt zu schaffen, das unserem Buben angetan wurde.

Gestern um vier nach dem Training bei Werder: Mario Basler teilt der Welt mit, daß er in Bremen bleiben muß. Daß aus dem Transfer nach Italien nichts wird. Eigentlich weiß das die Welt schon, weil Willi Lemke es der Welt schon erzählt hat. „Für was ich jetzt eine Pressekonferenz mache, versteh' ich nicht. Ich bin maßlos enttäuscht, daß er gestern was gesagt hat. Aber Willi Lemke kann ja nicht schlafen, wenn er einen Tag nicht in der Zeitung steht.“

Ach Italien! „Ich wollte mal was anderes sehen,“ sagt Mario. „Aber der Verein hat mir vielleicht die Chance meines Lebens genommen.“ Genauer: Willi. Der hatte Mario versprochen, ihn für 14,5 Millionen Ablöse ziehen zu lassen. Aber die gewissen drei italienischen Clubs wollten was Schriftliches. „Die haben mit Willi Lemke nicht verhandeln wollen, die haben schon länger Probleme mit ihm gehabt.“ Hätte Mario den Schrieb gekriegt, er wäre den nächsten Tag weg gewesen. Doch Willi wollte nicht. Gemein! Vielleicht ist schon nächstes Jahr alles zu spät. Mario wird dann 28. „Da sagen die ausländischen Vereine: Na ja.“

Bewegt kratzen sich die Sportjournalisten im Schritt. Besorgte Frage: „Wenn du so enttäuscht bist, kannst du dann eigentlich noch weiter in der Mannschaft spielen?“ Mario: „Stimmt, ich bin menschlich enttäuscht. Aber sportlich bin ich nicht enttäuscht.“ Bravo, Mario! Eine philosophische Grundhaltung, von der die Welt lernen kann. Wer solcherart seine Enttäuschungen auseinanderhalten kann, kann dann auch unwiderlegbar sagen: „Ich muß aus Bremen nicht weg! Wenn ich hier noch fünf Jahre bin, ist das absolut kein Problem! Ich fühl' mich sehr wohl hier, ich hab' hier doch alles.“

Sportlich geht das Leben unenttäuscht weiter. Menschlich aber denkt Mario über eine „Wiedergutmachung“ nach – eine „Entschädigung“ für entgangene Italienfreuden. „Was ich verdienen könnte, das ist eine Mordssumme! Wenn das Präsidium immer wieder sagt, daß ich der beste Spieler Europas bin, dann müssen sie noch was tun...“ Er denkt an die Gehälter eines Lothar Matthäus oder Matthias Sammer. Tja Willi, jetzt kommst du!

Ansonsten war das jetzt ultimativ das letzte Interview von Mario Basler. „Nach diesem Auftritt gibt's keine Interviews mehr. Wir brauchen Ruhe in der Mannschaft, um endlich mal wieder ein Spiel zu gewinnen.“ Doch, so ist er, unser Mario: immer das Ganze im Blick.

BuS