■ Urdrüs wahre Kolumne: Wichsphantasie

So ganz und gar findet man ja durch das Gremium-Gemuddel der verbliebenen Uni-Aktivisten nicht mehr durch: Zu entnehmen aber scheint dem Studi-Blatt RED FLEX immerhin, daß der AK Kultur des Bremer Uni-ASTA aufgelöst und die schlagerselige Liste LARS VEGAS & DIE HEITERKEIT aus diesem Bündnis der fortschrittlichen und grunzkorrekten lernenden Jugend ausgeschlossen wurde. Grund dafür offenbar die Diskussion um ein Plakat für eine Unifête unter dem Motto „Ich möcht' der Knopf auf deiner Bluse sein“, geschmückt mit einem ziemlich undefinierbaren Grau in Grau-Foto, das nach einiger Bemühung als Blusenausschnitt samt wandernden Damenfingerlein gedeutet werden konnte. Es spricht für das Abstraktionsvermögen des akademischen Jungproletariats, hieraus eine Sexismus-Debatte ableiten zu können. Mit einigem Neid aber erfüllt den Senior der Frauenbewegung die Behauptung eines Gerrit B., bei den schwachen Rasterpunkten handele es sich um eine „zum Stoßgebet verdichtete heteromännlich-patriarchale Wichsphantasie“. Triebstarke Jugend, du beneidenswerter Zustand, da die einspaltige 30-Millimeter-Kleinanzeige für den formenden Büstenhalter noch eine Spontan-Erektion bewirken konnte und obszön die Unbarmherzigkeit, mit der dieser korrekte Analytiker des Geschlechterkrieges dem älteren Mitmenschen klarmacht, daß seine Libido inzwischen zu kaputt ist, um noch von solch papierraschelnden Onaniervorlagen stimuliert zu werden. Wenigstens erreichen uns noch die starken Verbalreize: Der Kritikus heißt immerhin Busch! Und Raider früher Twix.

Eine finanzkontrollierende Behördenkraft wollte doch wahrhaftig von den heroisch um das Überleben ihrer Jugendarbeit kämpfenden Bremer Naturfreunden in der Buchtstraße wissen,warum sie sich denn als Verband unbedingt den Luxus eines taz-Abonnements erlauben müssen. Schließlich werden die Betroffenen ja früh genug von fürsorglicher Verwaltungsseite informiert, welche Todesart die senatorische Giftliste für sie bereithält...KEEP ON STRUGGLING; COMRADES! Wir wissen doch, warum das herrschende Gesindel ausgerechnet den Bußtag abgeschafft hat. Ein sehr schönes Sprüchlein fand ich am vergangenen Wochenende im diskreten Kabinett der Herrentoilette einer Kneipe am Dobben: „Sei dir selbst die beste Freundin, Kerl!“

Wenn irgendwann die Genossen Personalräte, Bildungsreferenten und andere Straßenbahner im Marschenhof Wremen darüber nachdenken, wie es kommen konnte, daß die SPD auch in Bremen unter 20 Prozent gedrückt wurde, dann mögen sich die Herren bittschön vor den Spiegel stellen und die blaßrote Zunge rausstrecken. Und vielleicht diesen einen Satz aus dem Interview der Weserkurier-Sportredaktion mit Senatorin Bringfriede Kahrs wieder und wieder laut und mit Betonung: „Dem Sport bin ich schon dadurch verbunden, daß ich aktiv Sport betreibe... Zur Kunst fällt mir ein, daß ich nicht singen kann und zur Bildung: Ich bin Lehrerin.“ Bringfriede bringt das Elend auf den Punkt.

„Zum Dialog einladen“ will ab sofort die Initiative Melkhygiene aus 80469 München durch Frau Dipl.oec.troph. Heike Knophius und verspricht allen Presseleuten bei Ausfüllung des Antwort-Fax zum Ordern milchwirtschaftlicher Informationen „als Dankeschön ein kleines Präsent“. Jetzt wissen Sie, warum dies oder das in der Zeitung steht: Für Milchreis und manchmal breitgetretenen Quark. Melkhygienisch einwandfrei bei sehr geringer Keimzahl, kurz: ein sauberes Gewerbe!

Begegnet mir doch in der Friesenstraße ein blonder Bub mit grünen und roten Rallye-Streifen im Haar und einem viel zu großen T-shirt mit der Aufschrift „taz lügt“. Im steten Bemühen, das rebellische Jungvolk zu verstehen, lade ich den jungen Mann auf ein Bier ein, um die propagierte These zu hinterfragen. Die schnöde Antwort aber: „Mach mich nicht an, schwule Sau!“ Ein Beispiel für den eklatanten Niedergang der politischen Gesprächskultur...

Am Rande einer Fete von STADTAUTO im Jungen Theater stachelt mich ein knorriger Enddreißiger mit den Worten an und auf: „Urdrü altes Haus. Mit allen legst du dich an und stänkerst rum. Aber nie kommt mal was gegen die organisierte Kriminalität, da trauste dich nicht ran, was?!“ Ja soll ich's mir denn mit den letzten verbliebenen Freunden verderben? U. Reineking-Drüsenstörung

PS: Geht zum Catchen! Täglich in der Halle für alle!