Ein Ort für die Wort-Produktion

■ Literarische Ambitionen, aber keinen Platz zum Arbeiten? Der Writer's Room hilft – bald

No man is an island, wußte schon der englische Renaissance-Dichter John Donne. Auch SchriftstellerInnen nicht, und gerade die literarische Produktion gedeiht nicht unter allen Bedingungen. In der heimischen Wohnung fällt das Schreiben oft schwer, weil die Kinder quaken, der Gatte nervt oder die Bude einfach zu eng ist, um sich kreativ am Schreibtisch zu entfalten. Andererseits kann auch die Isolation in den eigenen vier Wänden die Arbeit behindern.

Das Projekt Writer's Room will Hamburger AutorInnen eine inspirierende Arbeitsatmosphäre schaffen: unter Menschen und doch ungestört. In einer geräumigen Dachwohnung im Künstlerhaus Dose an der Stresemannstraße wird ein Raum mit acht Schreibtischen, Computern, Telefon und Fax ausgerüstet. Ein weiterer Raum ist als Veranstaltungsort für Workshops, Autorenrunden und Lesungen vorgesehen. Der Writer's Room soll dadurch nicht völlig von der Außenwelt abgeschottet sein. Im Gegensatz zum Literaturhaus an der Alster soll aus ihm aber kein „Ort der Präsentation“ werden, er soll ein Ort der Produktion von Literatur“ sein, wie es Reimer Eilers, der Sprecher des Arbeitskreises Writer's Room, ausdrückt.

Vor zwei Jahren hatte Bernhard Lassahn die Idee aus den USA mitgebracht. Seitdem gab es in Literatenkreisen heftige Turbulenzen um die Trägerschaft des Projekts. Inzwischen hat sich beim Literaturzentrum ein Arbeitskreis gebildet, der den Raum betreuen will. Ihm gehören ehemalige Mitglieder des Literaturstudios, Vertreter des Verbands der Schriftsteller (VS) und der Literaturreferent der Kulturbehörde an. Finanziert wird das Projekt durch eine kräftige Unterstützung der Kulturbehörde, die 1995 für Miete und Ausstattung 40.000 Mark bereitstellt, obwohl „die Gespräche mit den künftigen Nutzern noch nicht abgeschlossen sind“, so Tim Schleider, Sprecher der Kulturbehörde. Außerdem wird das Literaturstudio mit Sachmitteln und einer halben Stelle für Buchhaltung und Verwaltung in den Writer's Room eingehen. Schließlich sollen auch die NutzerInnen zum finanziellen Unterhalt der Dichterkammer beitragen: 100 Mark im Monat wird ein Schreibplatz kosten.

Sobald die Möbel geliefert sind, voraussichtlich Anfang April, können die ersten SchreiberInnen ihren Schlüssel zur Werkstatt abholen. Langfristig werden bis zu 16 AutorInnen für jeweils ein Jahr an den acht Schreibtischen arbeiten.

Jede, die ein ernsthaftes literarisches Anliegen hat, kann sich beim Arbeitskreis um einen Platz bewerben. Für den ersten Kontakt steht das Literaturzentrum unter der Telefonnummer 227 92 03 zur Verfügung. Entscheidend für den Zugang zum Schreibraum ist nicht nur die Professionalität des Antragstellers/der Antragstellerin, sondern auch die Bedürftigkeit. Damit sei aber nicht nur materielle Not gemeint, erläutert Manfred Goldbeck vom Arbeitskreis, auch die häusliche Situation könne ausschlaggebend sein. Erste Anfragen lägen auch schon vor, entschieden sei aber noch nichts. Iris Schneider