Selbsthilfe mit Schallschutz-Klasse vier

■ Wandsbeker Bürgerinitiative fordert Lärmschutzwall gegen die Autobahn 24

Statt Vogelgesang hört Helmut Jahn Motorgedröhne. Obwohl er Besitzer eines Gartens ist. Sein Grundstück in der Wandsbeker Luisenstraße liegt direkt an der A 24. Tag und Nacht donnern Tausende von Fahrzeugen an seinem Haus vorbei. „Ich konnte nicht mehr schlafen“, stöhnt Jahn. Jetzt ist er einer Initiative beigetreten, die zwar nicht die Autobahn abschaffen will, dafür aber dringend einen Lärmschutzwall fordert.

Erst vor zwei Jahren ist Helmut Jahn von Bonn nach Hamburg gezogen. In sein Elternhaus. Natürlich kannte er die Autobahn schon in seiner Kindheit. „Doch da haben wir am Tag höchstens 20 Autos gezählt.“ Heute, so sagt Horst Bellingrodt, Sprecher der Bürgerinitiative, brausen bis zu 50.000 Fahrzeuge über den Asphalt. „Selbst an die momentane Geschwindigkeitsbegrenzung auf 80 Kilometer pro Stunde wegen einer Baustelle hält sich kaum ein Fahrer.“

Der Grund für die vielen Autos, so Bellingrodt, sei die Maueröffnung und die damit verbundene freie Fahrt von und nach Berlin. „Die A 24 ist damit sozusagen zur Durchgangsstraße zwischen Berlin und Ostsee geworden.“ Etwa 500 Anwohner entlang einer vier Kilometer langen Autobahnstrecke zwischen Jenfeld und dem Horner Kreisel seien von dem permanenten Lärm betroffen. Die Initiative hat derzeit 100 Mitglieder. Kein Wunder, sagen die Anwohner doch, daß ihr Geschirr geräuschvoll zu zittern beginnt, wenn die Lastwagen auf der Autobahn an ihren Häusern vorbeibrummen.

Besonders ärgerlich für sie: Ein Gewerbegebiet bei Jenfeld ist neuerdings durch einen Wall geschützt. „Es gibt ein Gesetz“, sagt Horst Bellingrodt, „nachdem an Autobahnen, die nach 1974 gebaut wurden, Lärmschutzwälle zu errichten sind.“ Das umstrittene Stück A 24 stammt aber aus den 30er Jahren.

Helmut Jahn hat sich inzwischen Fenster der „Schallschutz-Klasse vier“ in sein Haus einsetzen lassen. Die Räume sind jetzt hermetisch abgeschlossen, so kann er immerhin schlafen. Aber: „Den Garten mit Schwimmbad können wir kaum nutzen“, sagt er. Sein Vater hat noch versucht, eine eigene Lärmschutzwand zu bauen. Vergebens. „Ich hoffe jetzt auf die Durchsetzungskraft unserer Bürgerinitiative.“ Torsten Schubert