■ Rosi Rolands Bremer Geschichten
: Keine Saugnäpfe

Im Bremer Senat überlegen die einen, eine Bank zu gründen. Gleichzeitig überlegen andere, die 25 Prozent Anteile an der Landesbank zu versilbern. So groß ist die Spannweite dieser Koalition.

Auf Initiative der Bildungssenatorin Bringfriede Kahrs will der Senat prüfen lassen, ob durch den Verkauf der Landesbank-Anteile der Verkauf der Bremischen vermieden werden könnte. Begründung: großen kommunalpolitischen Einfluß hat man sowieso nicht bei der Landesbank. Auf das wohnungspolitische Instrumentarium der Bremischen will die SPD aber nicht verzichten.

Wieviel würde man kriegen in den Fonds Stadtreperatur? Auch das Wirtschaftskabinett des alten Ampel-Senats hatte sich den Kopf zerbrochen: sind die Landesbank-Anteile 100 Millionen wert? 200 Millionen? 700 Millionen? Aufgrund des Einspruches vom Finanzsenator (SPD) und von dem damaligen Wirtschaftssenator Jäger (FDP) war die Sache damals aber ad acta gelegt worden.

Bei der Landesbank selbst ist die Tatsache, daß der Ertrag eines Anteils-Verkauf jetzt gerechnet werden soll, noch nicht angekommen. Was die Landesbank wert ist? „Wenn wir es wüßten, wir würden es nicht sagen“, sagt ein Bank-Sprecher. Und rechnet sich häßlich: gerade einmal zweieinhalb Millionen Dividende hat das Land 1994 bekommen, „mehr ist das nicht“. 1993 war es auch nicht mehr. Schon bei einem Preis von 100 Millionen könnte ein Kaufmann überlegen, ob er das Geld nicht lieber für 3 Prozent auf das Sparbuch legt als damit die schlecht rentierlichen Bremer Bank-Anteile zu kaufen. Warum die Rendite der Landesbank so schlecht ist? „Wir haben unsere Saugnäpfe nicht am Puls des Volkes“, sagt der Bank-Sprecher. Will sagen: Nur die Institute, denen der kleine Mann seine Spar-Einlagen für schlechte Zinsen anvertraut, machen gute Gewinne. Die Landesbank handelt nur mit Geschäftsleuten.

Im Finanzressort wird aus genau entgegengesetzten Grund ein Verkauf der Landesbank-Anteile abgelehnt: erstens sei die Beteiligung nicht uninteressant für ein Land, das viel Schulden bedienen müsse. Zweitens mache Bremen mit diesem Anteil richtig Kasse. Wenn etwas verkauft werden soll, dann vor allem solche Betriebe, die das Land nicht nach rein kommerziellen Gesichtspunkten rentabel führen kann.

Das ist ein Stoff, aus dem sich ein Koalitionskrach lohnt, findet

Rosi Roland“