Gewoba goes öko

■ Bundesweit einmaliges Projekt in Bremen: Transparente Wärmedämmung spart Energie

Seit zwei Jahren geistert ein neues Zauberwort durch die Flure der Gewoba. Was zunächst Theorie war, wird derzeit in einem bundesweit einmaligen Pilotprojekt umgesetzt: In etwa 14 Tagen wird das Haus in der Bürgermeister-Deichmann-Straße 24-28 mit einer Transparenten Wärmedämmung ausgestattet sein.

Dahinter verbirgt sich eine neue, effiziente Nutzung der Sonnenenergie. Die Transparente Wärmedämmung besteht aus einem fensterähnlichen Element, das vorne mit Sicherheitsglas ausgestattet ist. Dahinter liegen, gestapelten Strohhalmen gleich, etwa neun Zentimeter lange glasartige Röhrchen. Durch diese fällt das Sonnenlicht an die Rückwand des Moduls, das wiederum aus einer schwarzgefärbten, verzinkten Blechwanne besteht. Bei Sonneneinstrahlung heizt sich dieses Material auf bis zu 70 Grad auf und gibt diese Wärme an das etwa 6 Zentimeter dahinter liegende Mauerwerk und damit in die Wohnungen weiter. Im Sommer sorgen Abluftklappen dafür, daß die Hohlräume zwischen Mauer und Modul sich nicht aufheizen.

Deutlich wird der Vorgang im Modell: Während dieses bei herkömmlichem Putz einen drastischen Wärmeabfall zwischen Vorder- und Rückwand anzeigt, erricht das Modul auf der Rückseite schon nach kurzer Bestrahlung über 53 Grad. „Die Transparente Wärmedämmung wirkt sich aus wie ein Kachelofen“, sagt Egon Cybucki, Technischer Leiter der Gewoba-Wohnungsverwaltung. Nach anfänglichem Zögern unterstützte die Gewoba ihren Bauingenieur, der das Modul gemeinsam mit der Bremer Firma Capatect entwickelte. Ausgedehnte Tests und Prüfungen über zwei Jahre ergaben, daß nur in einer Hinsicht etwas zu wünschen bleibt: Noch ist nicht geklärt, wie die sommerliche Wärme, die im bisherigen Modell durch die Luftschlitze entfleucht, für den Winter gespeichert werden könnte. Bei der Lösung dieses Problems will sich das Frauenhofer Institut beteiligen.

Zunächst aber werden zwei Gewoba-Häuser, davon eines in diesem Jahr, mit den bislang entwickelten Modulen ausgestattet. Vor etwa vier Wochen begannen Bauarbeiter mit der Installation der Module am Haus in der Bürgermeister-Deichmann-Straße. 24 Wohnungen sollen fortan per Sonnenenergie muckelig warm werden, vorausgesetzt natürlich, die Sonne scheint. Daher wurden nur der Süd-ost-Giebel und die Südseite des Hauses mit Modulen versehen. Eingelassen in die Hauswand, befinden sie sich direkt vor den jeweiligen Wohnzimmern, also da, wo die meiste Wärme gebraucht wird. Schlafzimmer und Bäder müssen weiterhin konventionell geheizt werden.

Trotzdem rechnet die Gewoba mit einer Einsparung von jährlich 70 Watt pro Quadratmeter. Die Kosteneinsparung behalten die MieterInnen in ihrem Portemonnaie, selbst dann noch, wenn die Begleitanalyse in voraussichtlich zwei Jahren die definitiven Einsparquoten errechnet hat. Eine Mieterhöhung, verspricht Cybucki, wird es nicht geben. Selbst die Kosten der Transparenten Wärmedämmung – die liegen zur Zeit bei 1000 Mark pro Quadratmeter, bei Serienproduktion wahrscheinlich um die 400 Mark –, werden den MieterInnen nicht zur Last gelegt. „Der ökologische Aspekt ist bei uns sehr hoch angesiedelt“, erklärt Cybucki das Motiv der Gewoba. „Wir müssen uns für zukünftige Methoden der Energieeinsparung interessieren.“

Wie gut die Module selbst bei bewölktem Wetter funktionieren, erfuhr ein Bauarbeiter am eigenen Leibe. Als die im September vor dem Projekthaus angelieferten Module ein paar Stunden an der Wand lehnten, verbrannte er sich beide Hände. „Ich hab erst gedacht, da wär Strom drin, so heiß waren die Dinger.“ dah