Potsdamer Platz illegal vermakelt

■ Eine Maklerfirma bietet für eine Vorauskasse von 150 Mark angebliche Wohnungen auf Europas größter Baustelle an

Die illegalen Wohnungsvermittler haben den Potsdamer Platz entdeckt. Darauf hat gestern die Berliner Mietergemeinschaft hingewiesen. Nach Recherchen der Mieterorganisation wurde in der Berliner Morgenpost eine noch im Bau befindliche 69 Quadratmeter große Wohnung auf „Europas größter Baustelle“ zum Erstbezug für 990 Mark Kaltmiete angeboten. Über eine Anzeigenagentur könnten sich Wohnungssuchende um diese Wohnung schriftlich bewerben.

Wer sich für die Wohnung interessiert, so die Mietergemeinschaft, bekommt umgehend ein Antwortschreiben mit der Zusage, als Mieter akzeptiert zu sein. Dabei handele es sich vermutlich um einen neuen Trick, leichtgläubigen Wohnungssuchenden das Geld aus der Tasche zu ziehen.

Als Eigentümer der angeblich zu mietenden Wohnung tritt eine „Dominion Bank Trust Co. Ltd.“ mit angeblichem Sitz auf der Karibikinsel St. Vincent auf. Über die internationale Auskunft, so die Mietergemeinschaft, sei eine solche Bank allerdings nicht ausfindig zu machen. Die „Dominion Bank“ verlangt für die Anfertigung des Mietvertrages eine „Schutzgebühr“ von 150 Mark. Diese sei per Scheck im voraus an den „Berliner Direktor“ der Bank, einen Herrn Jörg-Rainer Henkel, zu entrichten. Nach Gutschrift der „Schutzgebühr“ würden die Interessenten dann den Mietvertrag erhalten. Bei Vertragsabschluß sei schließlich eine Kaution in Höhe von drei Monatsmieten zu zahlen.

Nach Auskunft von Daimler- Benz-Tochter debis, die derzeit auf dem Potsdamer Platz unter anderem ihre neue Konzernzentrale mit einem Wohnungsanteil von 20 Prozent baut, ist die Vermietung der Wohnungen jedoch noch gar nicht angelaufen. Das Daimler- Projekt ist im Vergleich zu den anderen Großinvestoren wie Sony oder dem Gemeinschaftsprojekt von Roland Ernst und ABB am weitesten vorangeschritten. Interessenten für die Wohnungen könnten sich bisher lediglich in eine Bewerberkartei aufnehmen lassen, hieß es. Zudem würden die Mieten dort mit Sicherheit über dem im Inserat angegebenen Quadratmeterpreis von 14,35 Mark liegen.

Die Berliner Mietergemeinschaft rät angesichts immer neuer Tricks betrügerischer Wohnungsvermittler allen Wohnungssuchenden, bei dubiosen Angeboten zunächst eine kompetente Mieterberatung aufzusuchen und auf keinen Fall ohne vorherige Absicherung eine Schutzgebühr per Scheck zu zahlen. ADN/taz