: Ruud Lubbers kuscht vor den Bedenken der USA
■ Der niederländische Ex-Premier will nicht mehr Nato-Generalsekretär werden
Brüssel (taz) – Die Suche nach einem Nato-Generalsekretär beginnt von vorne. Der lange Zeit aussichtsreichste Kandidat, der ehemalige niederländische Ministerpräsident Ruud Lubbers, hinkte gestern schwer angeschlagen aus dem Rennen. Der niederländische Außenminister Hans van Mierlo erklärte gestern in Den Haag, sein US-Kollege Warren Christopher habe ihm gesagt, daß die Kandidatur von Lubbers für die USA „problematisch“ sei, und erklärte Lubbers' Rücktritt für die Kandidatur. Aus US-Regierungskreisen hieß es dazu, Lubbers habe bei seinem Vorstellungsgespräch letzte Woche keinen guten Eindruck gemacht und sei vor allem beim Thema Bosnien nicht auf der Höhe gewesen. Als einziger offizieller Kandidat bleibt jetzt der dänische Außenminister Uffe Ellemann-Jensen. Seine Chancen sind aber eher gering, weil die französische Regierung gesagt hat, daß sie ihn nicht mag. Ellemann-Jensen spricht nicht Französisch und kommt aus einem Land, von dem sich Paris wegen der Atomtests besonders hart kritisiert fühlt. Allerdings will sich der französische Außenminister De Charette am Montag mit Ellemann-Jensen treffen.
Bei der Frage nach neuen Kandidaten tauchten gestern in Brüssel vor allem die Namen Volker Rühe und Gro Harlem Brundtland auf. Während der deutsche Verteidigungsminister erklären ließ, er stehe nicht zur Verfügung, verweigerte die norwegische Ministerpräsidentin jeden Kommentar. Norwegische Journalisten versichern jedoch, daß sie an militärischen Sachen kein Interesse habe.
In den USA wurde der Golfkriegsveteran Colin Powell ins Spiel gebracht. Das würde bedeuten, daß die traditionelle Aufteilung – der Nato-Generalsekretär aus Europa, der Oberbefehlshaber aus den USA – umgedreht würde. Diese Variante wurde bereits vor einiger Zeit in Kreisen der Bonner Regierung diskutiert: Durch einen europäischen Oberbefehlshaber käme die gewachsene Verantwortung Europas für die eigene Sicherheit stärker zur Geltung, während ein Amerikaner als Nato-Generalsekretär mehr für die transatlantischen Bindungen tun könnte. Alois Berger
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