Alkfreies Desaster

■ Schanksen, Schädelbräu und ein ungerechtes Remis: HSV – BVB 2:2

Kerl, Kerl, Kerl. An der BVB-Schlappe vom Freitag läßt sich nichts beschönigen. 2:2 unentschieden im Spiel gegen den HSV, ausgerechnet dieses Trüppchen, das es geschafft hat, seit zehn Spielen unbesiegt zu bleiben, ohne dabei eine Spur seiner spröden fußballerischen Mittelmäßigkeit zu verlieren. Meisterhaft war das nicht.

Dabei hätte alles so schön sein können. Noch in der ersten Halbzeit verlief die gesellige Begegnung unter Männern planmäßig: Der Borusse als solcher verunsicherte den Hamburger im allgemeinen mit seinem erwartungsgemäß souverän-defensiven Auftritt. Der Ball flog dann zweimal kurz hintereinander ins Netz. Dortmunds Kapitän Michael Zorc in der 17. Minute und sein Kollege „Mister-Turbo-Möller“ (ein Radio-Reporter) sieben Minuten später zielten auf das richtige Tor. Was so schnell ging, daß man es fast bedauerte, statt gemütlich vorm Fernseher zu sitzen im Stadion zu erfrieren, wo es keine Tor-Wiederholung gibt.

Eine lockere Führung zur Pause, auf die wir Gelbschwarz-Gekleideten – rund ein Drittel der 51 531 ZuschauerInnen – uns gern ein Bierchen genehmigt hätten. Doch hätte es mißtrauisch stimmen sollen, daß der lokalpatriotische Hamburger statt dem erhofften DAB-Schädelbräu nur Holsten alkoholfrei zu bieten hatte. Damit begann nämlich das Desaster: In der folgenden Dreiviertelstunde sollten die HSVler Andreas Fischer (63. Minute) und Harald Spörl (71. Minute) mit zwei Treffern die Dortmunder daran erinnern, daß es taktisch unklug ist, sich auf den Lorbeeren auszuruhen. Der kleine BVB-Fan Florian aus Winsen an der Luhe – zum ersten Mal live dabei – guckte schon ein bißchen geknickt. Doch dann rettete der Dortmunder neben uns mit einer Analyse, wie sie nicht westfälischer sein könnte, die gedrückte Stimmung: „Wennse die Schankse vertus, bisse es selbs inschuld.“

Da wußten Florian und ich wieder, warum wir auch weiterhin zur Borussia gehen. Egal, wie die Mannschaft spielt. Heike Haarhoff