piwik no script img

Twist'n'Bite für Kinder

■ Premiere des Kindermusicals „Der Kleine Vampir“ im Imperial

Rüdiger ist nicht gerade der Name, der zu einem Vampir passen würde. Über seinen Namen ist er dann auch nicht besonders glücklich. Anton ist aber auch nicht glücklich. Das liegt nicht nur daran, daß sein Vater auch Anton heißt, sondern auch, daß er ohne Geschwister der Langeweile des elterlichen Hauses ausgeliefert ist. Sein einziger Ausweg sind Gruselgeschichten, die stapelweise bei ihm auf dem Nachttisch liegen.

Und als eines Abends Rüdiger, der junge Vampir, in Antons Zimmer geflogen kommt, dauert es nicht lange, bis eine Freundschaft entsteht. Rüdiger erzählt Anton gern Geschichten aus dem bewegten Leben der von Schlottersteins und über ihre Probleme mit dem neuen Friedhofswärter Hans Geiermeier – eine erfolgreiche Vermittlung des Arbeitsamtes übrigens. Und Anton fühlt sich zunehmend wohler im nächtlichen Leben mit den Vampiren – sei es in seinem Zimmer oder im Hause der von Schlottersteins auf dem Friedhof.

Im Imperial Theater an der Reeperbahn feierte Der kleine Vampir nach dem gleichnamigen Buch von Angelika Sommer Bodenburg am Sonnabend Premiere. Die Inszenierung des beliebten Kinderstückes paßt so richtig zum Ambiente der Vergnügungsmeile: leichte Kost für jeden Geschmack.

Auf der Bühne, die mit überdimensionalen Bauklötzen bunt und funktional eingerichtet ist, stimmen die Schauspieler und Schauspielerinnen gelegentlich auch ein Liedchen an, das in der Tradition des kleinen Musical-bewährten Theaters choreographisch begleitet wird. Dem Regisseur Frank Thannhäuser ist es mit Der kleine Vampir gelungen, einen Spaß für die ganze Familie zu inszenieren. Die Moral von der Geschichte bleibt allerdings in dieser „Gute-Laune-Aufführung“ undurchsichtig und verborgen.

Vielmehr werden im Dienst des Lachens auch Klischeevorstellungen lustig interpretiert. Wie etwa die sehr betont weibliche Erscheinung Annas, der Schwester Rüdigers. Oder der Auftritt Udos, eines Bekannten von Anton, der mit einem Baseballschläger bewaffnet auf dem Friedhof wütet. Einen konkreten Hintergrund für seine Tat, außer seiner Blödheit, scheint es nicht zu geben. Das ist einfach und zweckmäßig. Genau wie das Wort „Negerküsse“ – das scheint niemanden zu stören.

Am Ende finden Antons Eltern seine ungewöhnlichen Freunde nett, und selbst Rüdigers Oma, die berühmte „Sabine die Schreckliche“, und Hans Geiermeier fehlen nicht auf der großen Fete am Schluß. Der Kiez ist um einen Schlager reicher: den Vampir-Twist. Niko Theodorakopulos

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen