Wer lächelt, zeigt auch Zähne

■ Verband der Berufstätigen Frauen (dvbf) tagte / Bremer Unternehmerinnen arbeiten an Vernetzung / Einwand: Ohne gute Ideen und viel Einsatz nützt das allerdings wenig

Frauen lächeln oft. Unternehmerinnen sind von dieser Regel keine Ausnahme – und also lag ein allgemeines Strahlen über der ersten norddeutschen Tagung, die der Deutsche Verband berufstätiger Frauen (dvbf) am Wochenende in Bremen ausrichtete.

Doch wer lächelt, zeigt auch Zähne. Das gehört ebenfalls zum Business – und vor allem darum drehte sich die Tagung „Miteinander ins Geschäft kommen“, zu der rund 120 Managerinnen und Selbstständige aus dem gesamten norddeutschen Raum angereist waren. Alle Sparten und Ebenen waren vertreten – von der Spitzenkraft im multinationalen Konzern bis zur Atemtherapeutin, die sich gerade selbstständig gemacht hat.

Trotz aller Vielfalt herrschte am Sonnabend in einer Hinsicht Einklang: Noch immer sind Frauen in Führungspositionen die Ausnahme. „Anders als Männer protegieren wir uns nicht durch Bruder- und Burschenschaften“, hieß es. Doch zum Jammern waren die Unternehmerinnen nicht gekommen, lieber knüpften sie Kontakte für ein tragfähiges Netzwerk. „Das brauchen wir fürs Geschäft, für den qualifizierten Tip aus der anderen Branche und manchmal auch für den –Katzenjammer'“, argumentierte die dvbf-Vorstandsfrau Katerina Vatsella. Daß Kummer manchmal selbst hartgesottene Profis überwältigt, blieb auf der Tagung kein Tabu. Ebensowenig eine gewisse weibliche Nähe zum sozialen Tarif, statt zur knallharten Preiskalkulation. Doch auch Erfolgsrezepte und Krisenmanagement wurden gehandelt.

„Wenn sich gar nichts bewegt, dann müssen sie eben mal die Kunden anrufen und haben so wenigstens keine Zeit, ganz abzuknicken“, griff beispielsweise die Hamburgerin Gisela Berg in ihre Tricckiste. Dank ihrer erfolgreichen Diät-Tiefkühlkost (Diäko) war sie mit drei weiteren Unternehmerinnen aufs Talk-Podium geladen. Das präsentierte Vorbilder und thematisierte die Möglichkeiten für Zusammenhalt und Kooperation unter Frauen.

Beides allerdings scheint Top-Unternehmerinnen ferner zu liegen als der Erfolg: Idee und Einsatz müßten schon stimmen, da helfe auch kein Netzwerk, gaben sie sich eher als Einzelkämpferinnen. „Über frauenspezifische Netzwerke denke ich heute zum ersten Mal nach“, gestand Regina Hewer von Rothmans Tabakkonzern nicht als einzige. Weil die Abteilungsleiterin und Chefin von 90 MitarbeiterInnen zugleich Skepsis gegenüber der Quote eingestand, erntete sie jedoch einen sachlichen Rüffel. „Die Voraussetzung für die Quote ist doch die gleiche oder die bessere Qualifikation. Es geht um Qualität, das muß ich hier einmal klarstellen“, intervenierte Talkrunden-Moderatorin Irmela Körner, zugleich Frauenbeauftrage bei Radio-Bremen.

Daß die Mehrheit der Unternehmerinnen Arbeitsplätze für Frauen hoch bewertet, bewies später der Applaus für Inge Küster, die Chefin des Möbelhauses Meyerhoff in Osterholz-Scharmbeck. Die Unternehmerin, die als erste Frau Vizepräsidentin einer Industrie- und Handelskammer (IHK Stade) wurde, beteiligt sich zwar ebensowenig an frauenspezifischen Netzwerken. Aber: in den oberen Etagen ihres Betriebs hat sie den Mangel an Frauen längst behoben. „Wenn ich heute einen Arbeitsplatz zu besetzen habe, nehme ich eine Frau“, sagte sie in schlichtem Bremisch. „In unserem Geschäft braucht man Gefühl – und Frauen haben das bessere.“

Hilfreich für den Erfolg sei ebenfalls ihre Arbeitssucht, bekannte die Unternehmerin und bewies doch Humor: Wenn ein Fahrer seinen Schlüssel im Möbeltransporter vergesse, dann verstecke sie ihm „das große Geschütz“ schon mal, verriet die kleine Frau verschmitzt. Von der Montage bis zum Fahren der großen Wagen hat sie schon alles selbst gemacht. „Mir macht niemand was vor.“

Bei allem Erfolg präsentierten die vier Podiumsteilnehmerinnen sich bescheiden – und ernteten prompt Kritik. Doch sie wehrten sich: „Vielleicht ist Bescheidenheit eine Qualität“, wandte Doris Heitkamp ein. Ohnehin stelle sie einen Wandel in den Anforderungen an Führungskräfte fest: „Wir müssen heute Verantwortung für den Erhalt von Arbeitsplätzen übernehmen. Das war in Zeiten wirtschaftlichen Wachstums anders.“ Ähnlich argumentierte auch Regina Hewer: „Ich will bescheiden bleiben, denn mein Werdegang ist nicht allein mein Verdienst. Ich war zur rechten Zeit am rechten Ort und Glück war auch dabei. Ich kenne andere, ebenfalls sehr qualifizierte Frauen und Männer, die trotz großer Qualifikation weniger Erfolg haben.“

Ansonsten wurden Wirtschaftskrise, Konkurrenz und Preiskampf bei dieser Tagung weitgehend ausgeblendet. Erst wollen die Unternehmerinnen überhaupt ein gemeinsames Netz haben, bevor sie die Zerreißprobe kontroverser Themen wagen, so scheint's. Aber vielleicht kommt das im nächsten Jahr. „Den Erfolg dieser Tagung wollen wir dann mit einem anderen Thema wiederholen“, bestätigt nämlich dvfb Karriereberaterin Monika Becht. Eva Rhode